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Nobelpreis 2020

Medizin-Nobelpreis an Entdecker des Hepatitis-C-Virus

Stand 05.10.20 - 16:51 Uhr

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Sie entdeckten einen potenziell tödlichen Erreger und machten Blutspenden wesentlich sicherer: Drei Virusforscher erhalten den Medizin-Nobelpreis. Millionen Menschen verdanken ihnen ihr Leben.

Medizin-Nobelpreis an Entdecker des Hepatitis-C-Virus

Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an Harvey J. Alter (l-r im Bildschirm, USA), Michael Houghton (Großbritannien) und Charles M. Rice (USA) für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus. Foto: Claudio Bresciani/TT News Agency/AP/dpa

Das sind die Nobelpreisträger 2020 

Stockholm (dpa) – Für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus bekommen Harvey J. Alter (USA), Michael Houghton (Großbritannien) und Charles M. Rice (USA) in diesem Jahr den Nobelpreis für Medizin.

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Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit. Dank der Entdeckungen der drei Preisträger könnten die vom Virus verursachten Erkrankungen der Leber inzwischen geheilt werden, hieß es vom Nobelkomitee. Der Preis gehe «an drei Forscher, die einen maßgeblichen Anteil am Kampf gegen die durch Blut übertragene Hepatitis geleistet haben».

Der Kampf gegen Hepatitis ist ein weltweites Gesundheitsproblem 

Die Krankheit sei ein großes globales Gesundheitsproblem und verursache bei Menschen rund um den Globus Zirrhose und Leberkrebs, hieß es weiter. Nach WHO-Angaben sterben jährlich weltweit fast 400 000 Menschen infolge einer Hepatitis-C-Infektion, 71 Millionen Menschen sind chronisch infiziert. Europa gehört zu den stark betroffenen Regionen.

Der 1935 in New York geborene Harvey J. Alter zeigte zunächst, dass ein bis dato unbekanntes Virus eine chronische Hepatitis auslösen kann. Dem 1949 geborenen Briten Michael Houghton gelang es, das Genom des neuen Virus zu isolieren. Es bekam den Namen Hepatitis-C-Virus. Charles M. Rice, 1952 in Sacramento (USA) geboren, lieferte schließlich den Beweis dafür, dass das Hepatitis-C-Virus allein Hepatitis verursachen kann.

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Was genau ist Hepatitis?

Unter Hepatitis versteht man allgemein eine Entzündung der Leber. Sie kann auch Folge von Alkoholmissbrauch, Umweltgiften oder einer Autoimmunerkrankung sein, wird in den meisten Fällen aber von Viren hervorgerufen. Das Hepatitis-A-Virus wird meist über verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel übertragen, Hepatitis B und C hingegen über Blut. Heute kennt man noch zwei weitere Hepatitis-Varianten, D und E.

Präventiv die Übertragung der tödlichen Krankheit vermeiden

Dank der Entdeckung des Hepatitis-C-Virus gebe es heute hochempfindliche Bluttests zum Nachweis des Erregers, schreibt das Nobelkomitee in seiner Begründung für die Preisvergabe. In der Folge kämen Infektionen nach Bluttransfusionen in vielen Ländern der Welt heute praktisch nicht mehr vor. Auch die Entwicklung antiviraler Medikamente sei ohne die Entdeckung des Erregers nicht möglich gewesen. Hepatitis C ist heute grundsätzlich gut zu behandeln, aber bei weitem nicht alle Betroffenen weltweit haben Zugang zu einer Therapie. Eine effektive Impfung gegen das Virus gibt es noch nicht.

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Der Fortschritt der Hepatitis-Forschung in den letzten Jahren

Die Erforschung der Hepatitis-Erreger hat bereits vielen Wissenschaftlern Ruhm und Ehre eingebracht – auch einem deutschen. Der Heidelberger Virologe Ralf Bartenschlager bekam 2016 den renommierten Lasker-Preis für klinisch-medizinische Forschung. Ihm war es gelungen, das Virus im Labor zu vermehren. Den Preis erhielt Bartenschlager gemeinsam mit dem jetzigen Nobelpreis-Träger Charles M. Rice. Dass der Deutsche am Montag nicht auf der Liste der Nobelpreis-Träger stand, stieß bei Fachkollege Michael Manns von der Medizinischen Hochschule Hannover auf Bedauern: «Die Auszeichnung ist absolut verdient und überfällig. Ich hätte mir gerne noch einen vierten Preisträger gewünscht, Ralf Bartenschlager aus Heidelberg. Er hätte es auch absolut verdient.»

Auch Alter und Houghten sind für ihre Hepatitis-Forschung bereits mit dem Lasker-Preis geehrt worden. Der US-Forscher Baruch Blumberg wiederum erhielt 1976 den Medizin-Nobelpreis für die Entdeckung des Hepatitis-B-Virus.

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Wie weit ist Hepatitis in Deutschland verbreitet?

In Deutschland sind vor allem Menschen von Hepatitis C betroffen, die sich Drogen spritzen. Denn das Virus kann durch gemeinsames Benutzen von Spritzbesteck und Zubehör übertragen werden. Studien zufolge seien zwischen 37 und 75 Prozent der Menschen in Deutschland, die sich Drogen spritzen, mit dem Erreger infiziert, heißt es beim Robert Koch-Institut (RKI). Selten wird der Erreger nach Angaben der Deutschen Aidshilfe auch beim Sex übertragen. Das betreffe vor allem Männer, die Sex mit Männern haben. In Deutschland erkrankten laut RKI im Jahr 2019 knapp 6000 Menschen, insgesamt sind schätzungsweise 250 000 Menschen infiziert.

Der Medizin-Nobelpreis

Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist in diesem Jahr mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 950 000 Euro) dotiert, eine Million Kronen mehr als im Vorjahr.

Seit 1901 haben 219 Menschen den Medizin-Nobelpreis erhalten, darunter 12 Frauen. Der erste ging an den deutschen Bakteriologen Emil Adolf von Behring für die Entdeckung einer Therapie gegen Diphtherie. Vor 25 Jahren bekam als erste deutsche Frau Christiane Nüsslein-Volhard diese Auszeichnung.

Im vergangenen Jahr erhielten William Kaelin (USA), Peter Ratcliffe (Großbritannien) und Gregg Semenza (USA) den Preis. Sie hatten entdeckt, wie Zellen den Sauerstoffgehalt wahrnehmen und sich daran anpassen.

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Die Nobelpreisverleihung im Ãœberblick

Mit dem Medizin-Preis startete der Nobelpreis-Reigen. Am Dienstag und Mittwoch werden die Träger des Physik- und des Chemie-Preises benannt. Am Donnerstag wird bekanntgegeben, wer den diesjährigen Literatur-Nobelpreis erhält und am Freitag der Träger des diesjährigen Friedensnobelpreises. Die Reihe der Bekanntgaben endet am folgenden Montag, 12. Oktober, mit dem von der schwedischen Reichsbank gestifteten sogenannten Wirtschafts-Nobelpreis.

Die feierliche Vergabe aller Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

Nobelpreisträger ging wütend ans Telefon – dann war Stockholm dran

Medizin-Nobelpreisträger Harvey J. Alter hat sich erst überhaupt nicht über die nächtliche Störung aus Stockholm gefreut. Als das Telefon bei ihm an der US-Ostküste gegen 4.45 Uhr klingelte, habe er gedacht, was denn zum Teufel los sei, sagte Alter in einem Telefonat, das am Montag auf dem offiziellen Twitter-Account der Nobelpreise veröffentlicht wurde.

Fünf Minuten später habe es wieder geklingelt, wieder habe er nicht abgenommen, sagte Alter. «Beim dritten Mal bin ich dann wütend aufgestanden, um ranzugehen – dann war Stockholm dran. Das war eine verrückte Erfahrung.»

Sein Ärger sei innerhalb einer Sekunde dem Schock gewichen. «Das ist etwas, von dem du denkst, dass es niemals passieren wird und manchmal, dass du nicht verdient hast, dass es passiert. Und dann passiert es in diesem verrückten Covid-Jahr, in dem alles ohnehin auf den Kopf gestellt worden ist.»

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