Coronavirus in den USA
Trump dreht WHO mitten in Corona-Krise den Geldhahn zu
Stand 15.04.20 - 08:34 Uhr
0
US-Präsident Trump steht in der Corona-Krise erheblich unter Druck. Mit der WHO hat er nun einen Schuldigen gefunden, den er für die Tragweite der Pandemie verantwortlich machen kann. Will er damit von eigenen Versäumnissen ablenken?
Präsident Donald Trump stoppt US-Beiträge an die WHO. Foto: Alex Brandon/AP/dpa
Wegen Corona-Management
Washington (dpa) – Mitten in der Coronavirus-Pandemie hat US-Präsident Donald Trump einen Stopp der Beitragszahlungen für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veranlasst. Trump machte die Organisation für die Vielzahl an Toten mitverantwortlich.
- Anzeige -Durch das Missmanagement der WHO und deren Vertrauen auf Angaben aus China habe sich die Epidemie dramatisch verschlimmert und rund um die Welt verbreitet, sagte Trump im Rosengarten des Weißen Hauses. Seine Regierung werde in den kommenden 60 bis 90 Tagen prüfen, welche Rolle die WHO bei der «schlechten Handhabung und Vertuschung der Ausbreitung des Coronavirus» gespielt habe. So lange lägen die Zahlungen auf Eis.
Vernichtende Kritik an der WHO
Fast zehn Minuten trug Trump seine vernichtende Kritik an die Adresse der WHO vor. «Eine der gefährlichsten und kostspieligsten Entscheidungen der WHO war die katastrophale Entscheidung, sich gegen Reisebeschränkungen aus China und anderen Ländern auszusprechen», sagte er. «Zum Glück war ich nicht überzeugt und setzte Reisen von China aus und habe damit unzählige Leben gerettet. Tausende und Abertausende Menschen wären gestorben.»
Ende Januar verhängten die USA ein Einreiseverbot für ausländische Reisende aus China. Andere Länder hätten die Empfehlungen der WHO dagegen befolgt und damit «die Pandemie auf der ganzen Welt beschleunigt», behauptete Trump. «Die Entscheidung anderer großer Länder, das Reisen offen zu halten, war eine der großen Tragödien und verpassten Chancen in der ersten Zeit.»
[MD_Portal_Script ScriptID="9217250" location="leftALone"]Drohende soziale und wirtschaftliche Folgen
Die WHO hatte Handels- und Reisebeschränkungen in der Krise unter anderem mit Verweis auf die drohende Unterbrechung von benötigten Hilfstransporten und wegen negativer sozialer und wirtschaftlicher Auswirkungen auf betroffene Länder nicht offiziell empfohlen. Anfang März sagte WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan aber, notfalls könne mit drastischen Maßnahmen wie in China oder Italien – wo die Bewegungsfreiheit schon damals in stark betroffenen Regionen eingeschränkt war – zumindest die Ausbreitung der Krankheit verlangsamt werden.
In diesem Zusammenhang seien Reisebeschränkungen eine vernünftige taktische Strategie. Trump erklärte, Reiseverbote funktionierten wie Quarantänen. «Pandemien hängen von der Übertragung von Mensch zu Mensch ab. Grenzkontrollen sind für die Viruskontrolle von grundlegender Bedeutung.»
Vorwurf: WHO hat China nicht hinterfragt
Damit nicht genug der Belehrung: Die WHO habe es versäumt, die Angaben der chinesischen Regierung kritisch und zeitnah zu überprüfen, kritisierte Trump weiter. Stattdessen habe sie Chinas Zusicherungen für bare Münze genommen und das Land gar für seine «sogenannte Transparenz» gelobt. Die späte Erklärung einer gesundheitlichen Notlage habe «wertvolle Zeit gekostet». Mit einem schnelleren und entschlosseneren Einschreiten der WHO hätte die Epidemie mit wenigen Toten auf ihren Ursprungsort begrenzt werden können, behauptete Trump. «Das hätte Tausende Leben gerettet und weltweiten wirtschaftlichen Schaden verhindert.»
- Anzeige -Bei seiner Pressekonferenz holten Trump eigene Aussagen aus der jüngeren Vergangenheit wieder ein. Er hatte den Umgang Chinas mit dem Ausbruch Anfang des Jahres selbst mehrfach ausdrücklich gelobt. «China hat sehr hart daran gearbeitet, das Coronavirus einzudämmen. Die Vereinigten Staaten wissen ihre Anstrengungen und Transparenz zu schätzen», ist etwa in einem Tweet vom 24. Januar nachzulesen.
WHO als Sündenbock
Die WHO ist für Trump ein willkommener Sündenbock. In der Corona-Krise ist er selbst erheblich unter Druck geraten. Der Republikaner hatte die Gefahr des Coronavirus öffentlich lange heruntergespielt. Nun wird ihm vorgeworfen, zu zögerlich auf den Ausbruch reagiert zu haben, so dass die USA weitestgehend unvorbereitet von der Epidemie getroffen wurden. Noch bis Anfang März beteuerte Trump, das Virus sei für die USA kein Grund zur Sorge, und erklärte: «Wir haben eine ungeheure Kontrolle darüber.»
[MD_Portal_Script ScriptID="9108554" location="leftALone"]Mittlerweile sind die USA das Land mit den meisten nachgewiesenen Infektionen und Corona-Toten weltweit. Spätestens seit die «New York Times» am Wochenende umfassend die Reaktion der Regierungszentrale auf das Virus dokumentierte, wehrt sich Trump immer vehementer gegen die Vorwürfe. Er beteuert, alles in seiner Macht stehende getan und auf den Rat von Experten gehört zu haben. «Die Wahrheit ist, dass Donald Trump im Januar vor dieser Pandemie gewarnt wurde, diese Warnungen ignoriert, unzureichende Maßnahmen ergriffen und unnötigen Tod und Unglück angerichtet hat», erklärte die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi.
Untersuchungen gegen die WHO?
UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte Trumps Entscheidung. Es sei «nicht die Zeit, Ressourcen für die Anstrengungen der WHO oder irgendeiner anderen humanitären Organisation im Kampf gegen das Virus zu reduzieren», erklärte er. Das Virus und «seine erschütternden Konsequenzen» müssten gemeinschaftlich gestoppt werden. Der UN-Chef hatte die Arbeit der WHO vergangene Woche ausdrücklich verteidigt – aber auch eine Untersuchung zu späterer Zeit in Aussicht gestellt. «Fakt ist, dass die WHO hilft, die Amerikaner zu schützen. Das ist eine unverzichtbare Institution», sagte der ehemalige Chef der US-Gesundheitsbehörde CDC, Tom Frieden, dem Sender Fox News. «Eine stärkere WHO ist entscheidend.»
- Anzeige -Das Geld der WHO
Die in Genf ansässige WHO ist die wichtigste Sonderorganisation der Vereinten Nationen im Gesundheitsbereich. Ihr Budget besteht nach eigenen Angaben zu weniger als einem Viertel aus den verpflichtenden Beiträgen der Mitgliedsstaaten. Die USA sind in diesem Kreis der größte Zahler: Für die Jahre 2020 und 2021 sind jeweils fast 116 Millionen US-Dollar fällig. Chinas Beitrag liegt für die beiden Jahre bei jeweils rund 57 Millionen US-Dollar. 2018 und 2019 lagen sie noch bei je 37,9 Millionen US-Dollar, während sie bei den USA fast auf demselben Niveau lagen. Deutschland muss derzeit 29 Millionen US-Dollar pro Jahr zahlen. Die Höhe der Mitgliedsbeiträge hängt laut WHO von der Bevölkerungsgröße und dem Wohlstand des Landes ab.
- Anzeige -Der Ausbruch des Virus und die Reaktion der WHO
Am 31. Dezember wurde durch eine Mitteilung der Gesundheitskommission der chinesischen Metropole Wuhan bekannt, dass in der Stadt eine mysteriöse Lungenkrankheit ausgebrochen war. Die WHO erfuhr nach eigenen Angaben am selben Tag davon. Rückwirkend datierten die chinesischen Behörden die erste Ansteckung auf einen früheren Zeitpunkt. Ebenfalls gab es früh Hinweise, dass das Virus von Mensch zu Mensch übertragen wird. Ende Januar erklärte die WHO wegen des Ausbruchs der neuen Lungenkrankheit eine «gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite». Am 11. März stufte sie die Verbreitung des Virus Sars-CoV-2 als Pandemie ein.
Mehr Beiträge und Themen
Das Kreativquartier am Leonrodplatz ist um einen Blickfang reicher: knapp 100 Sprayer sprühen das „Haus 2“ bei einer sechstägigen Künstleraktion vollständig an.
Der beliebte Elefant Otto erliegt einer Herpes-Infektion im Tierpark Hellabrunn. Die Tierpark-Familie und Münchens Elefantenfreunde trauern.
Hast du schon mal was richtig Cooles bei einer Versteigerung ergattert? Am 25. Juni hast du wieder die Chance! Die MVG versteigert jede Menge Fundsachen, die in U-Bahn, Tram und Bus liegengeblieben sind.
Die Bahn schafft die Familienreservierung ab. Die viel kritisierte Änderung gilt ab diesem Sonntag. Auch andere Maßnahmen treten dann in Kraft - nicht alle dürften die Fahrgäste ärgern.
Biergarten-Feeling, Klosterruhe oder Kulturtour – und das ganz ohne Auto! Der MVV hat neue Entdeckungstouren zusammengestellt, mit denen ihr ganz bequem mit den Öffis raus ins Umland kommt. Wir zeigen euch, welche Highlights euch erwarten.
Der Juni in München wird durch ein vielfältiges Programm aus Kultur, Musik und Stadtfesten zu einem echten Highlightmonat für jeden!
Die neue Corona-Variante NB.1.8.1 („Nimbus“) verbreitet sich weltweit. Wie gefährlich ist sie? Was du über Symptome, Schutz und Impfungen wissen musst.
Das eigene Haus entrümpeln und gleichzeitig einzigartige Fundstücke ergattern? Die Hofflohmärkte sind zurück! Auch dein Viertel ist dabei.
Mitten im Berufsverkehr werden Rettungskräfte zu einem Zusammenstoß zwischen einem Auto und einem Bus gerufen. Unter den Verletzten sind nach ersten Erkenntnissen mehrere Kinder.
Der Musikwettbewerb „A Liad für d’Wiesn“ geht in die nächste Runde – du kannst jetzt für deinen Favoriten abstimmen!
DESK
MünchenBudget 2025: Stimme jetzt über Vorschläge ab und gestalte München aktiv mit. 1 Million Euro stehen für innovative Bürgerideen bereit!
Erfahre, wie du dich nach dem Mega-Datenleck bei Google, Apple und Facebook schützen kannst. Tipps zur Passwortsicherheit und Zwei-Faktor-Authentifizierung.
Rund um den Tegernsee starten die traditionellen Waldfeste. Den ganzen Sommer über kannst du bayerischen Schmankerln, Tänzen und Musik frönen.
Am 20. Juni ist es so weit – die Rockband Guns N‘ Roses kommt nach München. Erstmals findet ein Konzert in der Allianz-Arena statt.
Sonnwendfeuer in München Stadt und Land: Hier erfährst du, wo und wie die kürzeste Nacht des Jahres gefeiert wird.
Mitte Juni startet das beliebte Sommer Tollwood 2025 - neben tollen Musik-Acts gibt es wie immer viel zu entdecken. Wir sind mit unserer Sommerlounge und Headphone-Party auch wieder vor Ort.
Den freien Tag entspannt ausklingen lassen? Wie wäre es mit einem Grillausflug an die Isar oder an einen anderen sonnigen Hotspot der Stadt? Wir haben alle öffentlichen Grillzonen für dich im Überblick.