Coronavirus in Deutschland
Zweite Corona-Impfstoffstudie in Deutschland zugelassen
Stand 17.06.20 - 16:08 Uhr
0
Gerade ist der Bund bei CureVac eingestiegen - nun startet das Unternehmen erste klinische Tests mit seinem Impfstoff-Kandidaten. Die Nase vorn hat derzeit ein anderer Wirkstoff, wobei noch nicht klar ist, ob er tatsächlich effektiv vor Corona schützen kann.
Das Tübinger Unternehmen CureVac darf mit der klinischen Prüfung seines Impfstoffkandidaten gegen Corona beginnen. Foto: Friso Gentsch/dpa
CureVac startet erste klinische Tests
Langen (dpa) – Nur ein Impfstoff kann das Coronavirus wirklich aufhalten und die Pandemie in absehbarer Zeit beenden, darin sind sich die meisten Experten einig.
- Anzeige -An der Entwicklung wird mit Hochdruck gearbeitet, auch in Deutschland. Das Tübinger Unternehmen CureVac darf nun mit klinischen Tests seines Impfstoffkandidaten beginnen. Die Genehmigung dafür sei erteilt, hieß es am Mittwoch vom zuständigen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen. Noch im Juni sollen im Rahmen der Phase-1-Studie erste Probanden geimpft werden.
Nach der Mainzer Firma Biontech ist CureVac das zweite Unternehmen in Deutschland, das einen Impfstoff testen darf. Weltweit laufen nach PEI-Angaben 130 Impfstoffprojekte, zehn Kandidaten befinden sich bereits in klinischer Prüfung, zwei in den fortgeschrittenen Phasen 2 und 3.
- Anzeige -Impftests waren an Tieren bereits erfolgreich
«Wir sind davon überzeugt, mit unserem Impfstoffkandidaten gegen Sars-CoV-2 auf dem richtigen Weg zu sein», sagte Mariola Fotin-Mleczek, für Technologie zuständiges Vorstandsmitglied des Unternehmens. Die Tests an verschiedenen Tiermodellen seien erfolgreich verlaufen, der Wirkstoff rufe eine ausgewogene Immunantwort hervor.
CureVac ist Pionier auf dem Gebiet der mRNA-Therapie
CureVac arbeitet seit dem Jahr 2000 an der Entwicklung von mRNA-Therapien und bezeichnet sich selbst als Pionier auf dem Gebiet. Die Arbeiten am potenziellen Corona-Impfstoff hätten im Januar begonnen, hieß es. Er zählt zu den sogenannten genbasierten Impfstoffen und beruht auf einem mRNA-Molekül.
- Anzeige -mRNA ist eine Art Botenmolekül, in dem die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen steckt. Für ihren Impfstoff haben die CureVac-Forscher mRNA mit der Bauanleitung für ein Protein der Hülle des Coronavirus versehen. Nach einer Impfung bilden die menschlichen Zellen dieses Protein. Der Körper erkennt es als fremd und beginnt, Antikörper sowie Abwehrstoffe dagegen zu bilden. «Die Immunantwort, die wir auslösen wollen, ist sehr ähnlich der natürlichen Immunantwort», erläuterte Fotin-Mleczek.
144 Menschen sollen im ersten Schritt geimpft werden
An der genehmigten Phase-1-Studie sollen insgesamt 168 gesunde erwachsene Probanden teilnehmen, von denen 144 geimpft werden. In dieser Phase wird vor allem die Sicherheit des Wirkstoffs geprüft und ob er tatsächlich eine Abwehrreaktion im Körper auslöst. Bestenfalls lägen im September erste Daten vor, sagte Franz-Werner Haas, Vorstandsmitglied von CureVac, bei einer Videopressekonferenz von PEI und CureVac. Testzentren befinden sich demnach in Tübingen, Hannover, München und im belgischen Gent.
Parallel zur klinischen Erprobung stelle man bereits große Mengen des Impfstoffs her. Die derzeitigen Produktionsanlagen ermöglichten eine Produktion von «Hunderten Millionen Dosen im Jahr», wie Haas erläuterte. Eine weitere Produktionsanlage, die die Kapazität auf Milliarden Dosen erhöhen solle, befinde sich im Bau.
- Anzeige -Der Bund beteiligt sich mit 300 Millionen Euro
Am Montag hatte das Wirtschaftsministerium bekanntgegeben, sich mit 300 Millionen Euro an dem Unternehmen zu beteiligen und rund 23 Prozent der Anteile zu übernehmen. Man wolle es so auch gegen eine mögliche Übernahme aus dem Ausland absichern. Auf Geschäftsentscheidungen wolle der Staat keinen Einfluss nehmen.
Weltweite Forschung am Impfstoff gegen Corona
Als erstes deutsches Unternehmen hatte im April das Mainzer Unternehmen Biontech eine Genehmigung des PEI für eine klinische Studie erhalten. Es handelt sich um eine sogenannte Phase-I/II-Studie, in der Teilnehmer in Europa und den USA ebenfalls einen mRNA-Impfstoff erhalten. Nach Angaben des Unternehmens von Mitte Mai werden erste Ergebnisse Ende Juni oder im Juli erwartet.
Am weitesten fortgeschritten sei momentan ein an der britischen Universität Oxford entwickelter Wirkstoff namens AZD1222, sagte der Leiter des Instituts für Virologie der Universität Marburg, Stephan Becker, kürzlich. «Die bisherigen Daten zeigen, dass AZD1222 eine Immunantwort auslöst. Ob der Impfstoff tatsächlich vor Sars-CoV-2 schützt, kann man noch nicht genau sagen.»
- Anzeige -Am vergangenen Samstag hatte das Bundesgesundheitsministerium mitgeteilt, dass Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande mit dem Hersteller von AZD1222, dem Pharmaunternehmen AstraZeneca, einen Vertrag über mindestens 300 Millionen Impfdosen geschlossen haben. Der Impfstoff beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen und soll das Immunsystem auf Trab bringen, damit es Sars-CoV-2 im Falle einer Infektion unschädlich machen kann.
EU will Milliarden in Impfstoff investieren
Unterdessen teilte die EU-Kommission am Mittwoch mit, dass sie Milliarden Euro in Vorverträge mit Pharmaherstellern investieren will, um die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs für alle Europäer und für Partnerländer weltweit zu beschleunigen. Damit solle ein wirksamer und sicherer Impfstoff binnen 12 bis 18 Monaten bereitstehen, möglichst sogar schneller, erklärte die Brüsseler Behörde bei der offiziellen Vorstellung ihrer Impfstoffstrategie.
Auch PEI-Präsident Klaus Cichutek betonte, dass es wichtig sei, mehrere verträgliche und wirksame Impfstoffe mit unterschiedlichen Eigenschaften zu entwickeln und die Herstellungskapazitäten rasch auszubauen. Ein Impfstoff dürfe nicht nur einzelnen Staaten oder Risikogruppen zur Verfügung stehen. Man arbeite gemeinsam mit der Politik derzeit an entsprechenden Konzepten, sagte Cichutek.
Wann könnte es einen Impfstoff geben?
Wann einer der in Entwicklung befindlichen Kandidaten zugelassen werden könne, sei nicht sicher zu beantworten. «Ich denke, dass wir Anfang kommenden Jahres möglicherweise über einen Antrag auf Zulassung reden können», sagt Cichutek. Weltweit gebe es womöglich schon Ende des Jahres eine Zulassung.
Als problematisch kann sich bei der Verteilung eines möglichen Impfstoffs noch etwas anderes erweisen: Engpässe bei den für die Fertigung und Abfüllung nötigen Materialien. Zudem seien die Studienzentren stark frequentiert, erläutert Haas. «Für eine klinische Studie der Phase II/III werden 15 000 bis 20 000 Teilnehmer benötigt, vor Ort, wo das Virus aktiv ist.» Man sehe da Engpässe auf sich zukommen.
Nach Angaben des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) laufen in Deutschland derzeit sechs weitere Impfstoffprojekte, in denen eigene Kandidaten entwickelt werden. Zudem gebe es Beteiligungen von Unternehmen und Universitäten an internationalen Projekten.
Bleib immer bestens informiert!
Mit unserem kostenlosen 95.5 Charivari-Newsletter verpasst du keine Highlights mehr. Von Top-Konzerten über exklusive Gewinnspiele bis hin zu Einblicken in Larissa Lannert live - wir liefern dir wöchentlich alles Wichtige direkt in dein Postfach.
Mehr Beiträge und Themen
Die Krampusse sind wieder los in München und auf der Suche nach unartigen Kindern und Erwachsenen... Wann und wo du dich in Acht nehmen solltest, erfährst du hier.
Hat die FDP über Wochen gezielt auf den Bruch der Ampel-Regierung hingearbeitet? Die Liberalen bestreiten das. Ein internes Papier lässt andere Deutungen zu - die Parteispitze ringt um Erklärungen.
2025 wird es wieder einige Großbaustellen geben, die den Nahverkehr betreffen. Wir haben einen Überblick für dich über alle Baustellen.
Die Weihnachtszeit naht und somit steht auch der alljährliche Plätzchenbackmarathon an. Doch heuer kannst du dir diesen entspannter machen als die letzten Jahre. Ein Teig - sieben Sorten. Wir sagen dir, was du aus diesem Teig zaubern kannst.
Münchens beliebte Christkindl-Trambahn soll nach jahrelanger Unterbrechung zum 30. Jubiläum wieder fahren. An diesen Tagen kannst du zusteigen.
Die Weihnachtsklassiker im Fernsehen gehören für Viele zur Weihnachtszeit, wie der Baum oder die Geschenke. Wir haben für dich eine Übersicht zusammengestellt, wann und wo die Filme im TV laufen.
Der Münchner Stadtrat verschärft die Regeln für Dieselfahrzeuge auf der Landshuter Allee. Ob die Maßnahme wirklich umgesetzt wird, hängt aber von weiteren Daten ab.
Du willst zu einem der schönen Münchner Christkindlmärkte, aber weißt nicht, wie und wo und überhaupt? Kein Problem, unser Fahrplan hilft dir dabei!
Klimaaktivisten besetzten das Münchner Rathaus am Dienstagabend, um gegen die geplante Verlängerung der IAA in der Innenstadt zu protestieren. Am Mittwoch kommt es erneut zu Protesten.
Alle Neuerungen, die im Dezember 2024 auf dich zukommen: mehr Geld für Arbeitnehmer, kein Kabelwirrwarr mehr und vieles weitere Änderungen.
DESK
In Großstädten wie München oder Nürnberg sind Parkplätze in den Innenstädten selten und meist teuer. Wer ohne Verbrenner unterwegs ist, soll es besser haben. Zumindest für einige Monate.
Nach der Arbeit noch bei einem Christkindlmarkt vorbeischauen? Das geht wegen kürzeren Öffnungszeiten nicht bei allen. Ein Überblick.
Diesen Baumschmuck kann sich kein Otto Normalverbraucher leisten: 2.024 Goldmünzen mit einem Gewicht von mehr als 60 Kilogramm. Der drei Meter hohe Weihnachtsbaum kann in München besichtigt werden.
Die Hackerbrücke muss saniert werden - und ab 2027 wird sie drei Jahre lang für Autofahrer gesperrt. Im Berufsverkehr wird es zu größeren Staus kommen - doch nicht alle sind betroffen.
Weihnachten steht vor der Tür und damit auch der alljährliche Christbaumkauf. Um keine Enttäuschungen beim Tannen-Kauf zu erleben, kannst du den Baum dieses Jahr einfach selbst schlagen. Wir sagen dir, wo!
Das Tierheim München stoppt die Aufnahmen von Igeln. Zu viele Tiere wurden im letzten Monat hier abgegeben. Jetzt wendet sich das Tierheim an die Münchnerinnen und Münchner, denn es braucht jede Hilfe. Wie du Igeln im Herbst und Winter helfen kannst – vom richtigen Überwintern bis zur Auswilderung, haben wir für dich zusammengefasst.
Um in Österreich auf Autobahnen und Schnellstraßen fahren zu dürfen, muss eine Mautgebühr bezahlt werden. Diese wird teurer. Die Schweiz und Slowenien werden hingegen nicht teurer.