Bei Verfolgungsjagd mit der Münchner Polizei
Tod eines 14-Jährigen: Mordprozess um Raserunfall beginnt
Stand 12.01.21 - 11:14 Uhr
0
Ein Autofahrer flieht vor der Polizei, rast in eine Gruppe Jugendlicher, ein 14-Jähriger wird erfasst und stirbt. Etwas mehr als ein Jahr nach dem Aufsehen erregenden tödlichen Raserunfall in München beginnt der Prozess gegen den Fahrer. Es geht um Mord.
Am 15. November 2019 um kurz vor Mitternacht kam es in München zu dem schweren Unfall. Foto: Sven Hoppe/dpa
Verfolgungsjagd wegen Drogen?
München (dpa) – Etwas mehr als ein Jahr nach dem Tod eines 14 Jahre alten Jugendlichen bei einem schweren Raserunfall in München beginnt heute der Prozess gegen den Fahrer.
- Anzeige -Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann, der sich nach Behördenangaben in der Tatnacht eine Verfolgungsjagd mit der Polizei lieferte, Mord vor.
Während der Verlesung der Anklage bat die Verteidigung vor dem Landgericht München I um eine Unterbrechung. «Mir geht’s nicht gut. Ich krieg‘ schlecht Luft», sagte der 35 Jahre alte Angeklagte. Daraufhin wurde ein Sanitäter gerufen, um den Mann zu behandeln – und die Verhandlung für knapp eine halbe Stunde unterbrochen. Der Angeklagte bekam ein Beruhigungsmittel.
Verfolgungsjagd mit der Polizei in München
Der heute 35-jährige Deutsche aus Oberbayern war am 15. November 2019 um kurz vor Mitternacht auf der Flucht vor einer Polizeikontrolle auf der Gegenfahrbahn durch die Stadt gerast.
Er ignorierte laut Polizei mehrere rote Ampeln und erfasste – nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit mehr als 120 Kilometern in der Stunde – zwei 14 und 16 Jahre alte Jugendliche, die gerade an einer Bushaltestelle die Straße überquerten.
Der 14-Jährige wurde 43 Meter weit durch die Luft geschleudert. Er starb. Die damals 16-Jährige wurde schwer verletzt.
- Anzeige -Es sollen Drogen im Spiel gewesen sein
Die Anklage geht davon aus, dass der Mann Kokain genommen und Alkohol getrunken hatte. Danach soll er mit rund Tempo 120 im Gegenverkehr durch die Landeshauptstadt gefahren sein, weil er eigentlich im Zuge von Bewährungsauflagen keine Drogen nehmen durfte – die Polizei ihn aber entdeckt hatte.
Er habe in Kauf genommen, «eine nicht vorhersehbare Anzahl von Menschen töten» zu können, teilte die Behörde zur Anklageerhebung im September des vergangenen Jahres mit – weil es ihm wichtiger gewesen sei, nicht wegen der Drogen ins Gefängnis zu müssen.
Obwohl der Airbag bei dem tödlichen Unfall auslöste, fuhr der Mann den Angaben nach zunächst weiter. Dann setzte er seine Flucht zu Fuß fort, bis Polizisten ihn festnehmen konnten. Dabei habe sich der Mann heftig gewehrt. Er saß zunächst in Untersuchungshaft und muss seit Anfang Mai seine widerrufene Bewährungsstrafe absitzen.
- Anzeige -Auch ein Video von der Kollision liegt dem Gericht vor
Die Staatsanwaltschaft kommt auf 21 Bände Ermittlungsakten. Die Anklageschrift sei 164 Seiten dick. Sie wirft dem 35-Jährigen auch Gefährdung des Straßenverkehrs, Durchführung eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens sowie tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte vor. Die Behörde hatte im September 2020 insgesamt 48 Zeugen sowie 15 Experten benannt.
Zudem hatte eine sogenannte Dashcam in der Frontscheibe eines Zeugen den Fahrverlauf des Rasers ab etwa 26 Sekunden vor der Kollision mit dem Getöteten und der verletzten Jugendlichen aufgezeichnet. Auch lägen Videos der Innenraumüberwachungen zweier Linienbusse vor.
Wird der Fahrer wegen Mordes verurteilt?
Tödliche Unfälle, bei denen Autofahrer viel zu schnell unterwegs sind, gibt es immer wieder. Verurteilungen wegen Mordes sind bislang aber selten. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs kommt es dabei auf die Umstände des Einzelfalls an.
So wurde in Hamburg ein Mann wegen Mordes verurteilt, der einen Taxi-Passagier totgerast hatte. Der Täter war auf der Flucht vor der Polizei mit bis zu 155 Kilometern pro Stunde absichtlich auf die Gegenfahrbahn gefahren. Das Landgericht nahm an, dass ihm das Leben Anderer und sein eigenes Leben gleichgültig waren.
- Anzeige -Kritik an der Münchner Polizei nach dem Einsatz
Der Unfall sorgte für Aufsehen und große Trauer in München. Eine Woche danach hielten rund 400 Menschen eine Mahnwache nahe der Unfallstelle ab. Nach dem Unglück geriet zeitweise auch die Polizei in die Kritik. Den Beamten wurde vorgeworfen, den Autofahrer gehetzt und damit den Unfall provoziert zu haben. Die Münchner Polizei wies das zurück.
Urteil soll Ende Februar fallen
Das Gericht hat zwölf Verhandlungstage für den Prozess angesetzt. Das Urteil für den Angeklagten könnte demnach am 26. Februar fallen.
Aus Sicht des Gerichtes kommt im Falle einer Verurteilung des vorbestraften Angeklagten sogar die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld in Betracht. Damit wäre eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren so gut wie ausgeschlossen.
Bleib immer bestens informiert!
Mit unserem kostenlosen 95.5 Charivari-Newsletter verpasst du keine Highlights mehr. Von Top-Konzerten über exklusive Gewinnspiele bis hin zu Einblicken in Larissa Lannert live - wir liefern dir wöchentlich alles Wichtige direkt in dein Postfach.
Mehr Beiträge und Themen
Von Freitag, den 31.10. bis Montag, den 10.11. ist die gesamte Münchner Stammstrecke wieder einmal gesperrt. Welche S-Bahnen fahren, erfahrt ihr hier.
Das beliebte Deutschland-Ticket wird teurer: Ab Januar kostet es 63 Euro im Monat. Wer es behalten will, muss bis 30. November aktiv zustimmen – sonst endet das Abo automatisch.
Fünf Tote, Dutzende Verletzte: Das war 2022 die Bilanz des schweren Zugunglücks in Oberbayern. Zwei Mitarbeiter der Bahn müssen sich nun vor Gericht verantworten. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wer die WM live mit erleben will, hat ab heute die nächste Chance auf Tickets. Wie das Verfahren läuft, wie teuer die Karten sind und wie viel Tickets man erwerben kann. Fragen & Antworten.
München hat abgestimmt - für eine Bewerbung um die Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044. Die erste Hürde ist genommen. Es gibt aber noch drei nationale Konkurrenten. Und am Ende entscheidet das IOC.
Eine Trambahn soll in die Haltestelle Schwabinger Tor einfahren. Dann kommt die Bahn von den Gleisen ab und prallt gegen Teile der Haltestelle.
Sie sollten gemeinsam für den Verteidigungsfall trainieren - stattdessen beschoss die Polizei einen Soldaten. Die Rede ist von einer «Fehlinterpretation» - doch wichtige Punkte sind noch ungeklärt.
'All Rise' für ein Comeback der Extraklasse: BLUE feiern 25 Jahre Bandgeschichte mit Arena-Shows – live am 03.11.2026 im Zenith München!
Jahrelange Bauarbeiten, mehrere Milliarden Euro Kosten: Der Bau der zweiten Stammstrecke in München erreicht mit dem Start im Osten seine nächste Etappe.
Du kannst die Allianz Arena jetzt wie nie zuvor in 3D erleben! Entdecke Deinen Sitzplatz virtuell und genieße den Stadionblick von überall.
DESK
Die Christkindlmarkt-Saison in München Stadt und Land läuft bald an. Auf welche du dich freuen kannst, sowie eine Karte mit allen Märkten in und um München zeigen wir dir hier.
Der Eisbach in München ohne Surfer, quasi ein Wahrzeichen fällt weg. Oberbürgermeister nennt die Maßnahmen, die sie wieder herstellen sollen.
Am 04. November, ab 23:00 Uhr, kommt es bis zum 5. November, 7:00 Uhr im großen Umfang zu Abweichungen im Linienverlauf, Haltausfällen sowie Ersatzverkehr mit Bussen, aufgrund von Bauarbeiten zur 2. Stammstrecke in Laim
Sichere dir Tickets für The Weeknd live in München im Sommer 2026! Alle Infos zu Pre-Sale, Telekom Prio Tickets & regulärem Vorverkauf findest du hier.
Der Eisbach in München ohne Surfer - ein seltener Anblick. Aber die Eisbachwelle ist keine Welle mehr. Und die Surfer rätseln, was passiert sein könnte.
Der tödliche Unfall einer Surferin auf der Eisbachwelle in München erschütterte die Menschen. Inzwischen darf man dort wieder aufs Brett steigen. Nun ergreift die Stadt eine Vorsichtsmaßnahme.
Die Stadtwerke Dachau teilen mit, dass sie Keime im Trinkwasser entdeckt haben - für das gesamte Stadtgebiet gilt ein Abkochgebot!

