Coronavirus in Deutschland
Wieder steigende Inzidenz: Aber wie aussagekräftig ist die 7-Tage-Inzidenz noch?
Stand 12.07.21 - 10:49 Uhr
0
Es stecken sich wieder mehr Menschen in Deutschland mit Corona an. Gleichzeitig wird der Ruf nach Lockerungen lauter. Wie passt das zusammen?
Die Inzidenz in Deutschland steigt seit nun mehr fünf Tagen in Folge wieder an. Dennoch fordern mehrere Politiker weitere Öffnungen. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Sollten wir mehr auf die Krankenhäuser schauen?
Berlin (dpa) – Gebannt schaut Deutschland auf die Inzidenz. Für viele war sie lange die maßgebliche Größe in der Corona-Pandemie: Bleibt der Sommer entspannt und ist sogar ein Ende aller Maßnahmen in Sicht – oder sind wieder Einschränkungen nötig?
- Anzeige -Nach langem und steilem Sinkflug steigt die Inzidenz nun wieder etwas, in anderen europäischen Ländern sogar deutlich. Gleichzeitig branden zusammen mit Öffnungsforderungen erneut Zweifel auf, wie aussagekräftig die Kennziffer noch ist.
DIE ZAHLEN ZUR CORONA-LAGE
Die 7-Tage-Inzidenz war seit April kontinuierlich von fast 170 auf unter 5 gesunken. Seit einigen Tagen steigt sie wieder auf niedrigem Niveau. Am Sonntag gab das Robert Koch-Institut sie mit 6,2 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen an. Experten hatten den Anstieg unter anderem wegen der ansteckenderen Delta-Variante erwartet, die das Infektionsgeschehen in Deutschland mittlerweile dominiert.
Gleichzeitig werden nur noch sehr wenige Corona-Tote gemeldet und die Zahl der Corona-Patienten, die intensivmedizinisch betreut werden müssen, ist sehr stark zurückgegangen. Mehr als 42 Prozent der Bevölkerung sind bereits vollständig geimpft.
- Anzeige -VIELSTIMMIGE DEBATTE ÜBER WEITERES VORGEHEN
In der politischen Diskussion über den richtigen Umgang mit der aktuellen Situation wurden am Wochenende gleichermaßen Warnungen vor weiteren Lockerungen laut, wie auch Forderungen nach einem absehbaren Ende der Beschränkungen.
Zur Vorsicht rieten Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) oder Familienministerin Christine Lambrecht (SPD). Die Linke forderte zunächst einen Stopp weiterer Corona-Lockerungen. Bouffier rief dazu auf, noch «zumindest drei Monate» abzuwarten, um die Lage besser einschätzen zu können.
Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) plädierte für weitere Lockerungen bei deutlich steigender Impfquote. «Je mehr Menschen geimpft und getestet sind, desto mehr verliert der Inzidenzwert allein an Aussagekraft.» Ähnlich argumentierten die stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Bärbel Bas und Dirk Wiese in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Die FDP forderte die Bundesregierung auf, bis zum Ende der Sommerpause ein Konzept für den geordneten Ausstieg aus Sonderregelungen in der Corona-Pandemie vorzulegen. Wirtschaftsverbände sprachen sich gegen erneute harte Maßnahmen aus, auch bei steigenden Corona-Zahlen.
- Anzeige -ALLE AUGEN AUF GROßBRITANNIEN
Aufmerksam wird von Deutschland aus die Lage in Großbritannien beobachtet. Dort liegt die 7-Tage-Inzidenz bereits wieder bei über 280. Gleichzeitig dürfte Premier Boris Johnson am Montag verkünden, dass alle verbliebenen Corona-Regeln im größten Landesteil England zum 19. Juli aufgehoben werden.
Die Briten haben im Zuge der Ausbreitung der Delta-Variante seit Anfang Juni eine deutlich ansteigende Neuinfektionszahl gesehen. Auch die Zahlen der Todesfälle und Krankenhauseinweisungen steigen, sie sind aber bislang noch äußerst niedrig.
Die Briten bejubeln das als Erfolg ihrer zügig voranschreitenden Impfkampagne. Der oberste britische Statistiker Ian Diamond sagte am Sonntag dem Sender Sky News, die Verbindung zwischen Infektionen und Klinikeinweisungen, schweren Krankheitsverläufen und Todesfällen habe sich deutlich abgeschwächt.
WAS DER INZIDENZ-ANSTIEG BEDEUTET – UND WAS NICHT
Die Inzidenz gilt unter Experten weiterhin als Anzeiger dafür, wie sich das Virus in der Bevölkerung verbreitet. Die zentrale Frage sei, wie die stärkere Verbreitung des Virus zu interpretieren ist, sagte der Statistiker Helmut Küchenhoff von der Uni München der Deutschen Presse Agentur.
Der aktuelle Inzidenz-Anstieg sei zwar «vielleicht ein Grund für Nervosität, aber noch kein Grund, um Lockerungen zurückzunehmen». Man müsse erstmal abwarten, um die Auswirkungen auf die tatsächliche Zahl der Erkrankungen absehen zu können.
- Anzeige -WIE SICH DER BLICK AUF DIE ZAHLEN ÄNDERT
Viele Fachleute sind sich darin einig, dass mit zunehmendem Impfschutz in der Bevölkerung die Inzidenz in einem anderen Verhältnis zu schweren Verläufen steht als noch vor einigen Monaten. Wie groß dieser Unterschied ist, ist schwer einzuschätzen. Küchenhoff plädiert dafür, bei der Inzidenz in erster Linie auf die älteren Menschen zu blicken, da diese besonders anfällig für schwere Verläufe seien.
Zuletzt war der Wert für Menschen ab 60 Jahren laut RKI-Daten weniger als halb so hoch wie in der Gesamtbevölkerung – und stieg laut Berechnungen Küchenhoffs zuletzt auch nicht. Das dürfte auch an der höheren Impfquote bei Älteren liegen.
DIE SICHT DES RKI
Das RKI gab noch Anfang Juni in einem Strategiepapier die 7-Tage-Inzidenz als einen von zwei Leitindikatoren bei der Bewertung der Corona-Lage an. Zuletzt schrieb das RKI in seinem Lagebericht «Die Rücknahme von Maßnahmen sollte aus epidemiologischer Sicht unbedingt schrittweise und nicht zu schnell erfolgen.»
Zudem verweist das RKI in einer anderen Analyse darauf, dass sich die zunehmende Dominanz der Delta-Variante vor allem dann auf die Intensivstationen auswirkt, wenn die Impfquoten bei den 12 bis 59-Jährigen «bei 75 Prozent oder gar 65 Prozent stagnieren und gleichzeitig eine komplette Öffnung stattfindet».
- Anzeige -ALTERNATIVE KENNZAHLEN
Das schon früh ausgegebene Ziel der Politik ist es, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten und schwere Erkrankungen sowie Todesfälle zu vermeiden. Aus Sicht von Küchenhoff sollte man genau auf diese Parameter schauen – also beispielsweise wieviele Neuaufnahmen von Corona-Fällen es in Kliniken gibt.
Das Bundesgesundheitsministerium gab am Sonntag bekannt, dass Krankenhäuser künftig verpflichtet werden sollen, alle Krankenhausneuaufnahmen wegen Corona zu melden. Bisher wird lediglich die Zahl der Intensivpatienten zentral erfasst.
Bleib immer bestens informiert!
Mit unserem kostenlosen 95.5 Charivari-Newsletter verpasst du keine Highlights mehr. Von Top-Konzerten über exklusive Gewinnspiele bis hin zu Einblicken in die Good Morning Show mit Larissa und Markus - wir liefern dir wöchentlich alles Wichtige direkt in dein Postfach.
Mehr Beiträge und Themen
Mit der Eröffnung des Schyrenbads startet die Freibadsaison am 02. Mai in München. Alle Infos zu Neuerungen erfährst du hier.
In Schwabing kam es gestern zu einem schrecklichen Unfall, bei dem ein 23 Monate altes Kind aus dem Fenster des 2. Stocks gestürzt ist. Alle Einzelheiten liest du hier.
Die Erdbeer-Saison startet endlich wieder! Auch die Beerencafés rund um München haben wieder geöffnet. Hier findest du einen Überblick.
An der Isar ist ein Bauarbeiter mit seinem schnellen Eingreifen zum Lebensretter geworden.
Im Mai gibt es wieder Änderungen: Flugtickets werden teurer und Pflegekräfte bekommen mehr Geld. Was sich noch ändert, erfährst du hier.
In einem Münchner Park kam es zu einem Überfall. Ein 17-Jähriger wurde mit einer Schusswaffe bedroht. Die Polizei sucht nach Zeugen.
Der dänische Sänger und 'A Beautiful Life'-Schauspieler kommt im Oktober für fünf Konzerte nach Deutschland: Wir holen ihn nach München und haben Tickets für dich!
Als erste Stadt der Welt verlangt Venedig Eintritt: Wer bleiben will, muss zahlen. Die Schäden durch den Massentourismus sind enorm. Jetzt wird auch noch bekannt, dass sogar der Markusturm bröckelt.
Seit 2009 klafft im Linienplan der Münchner S-Bahn bei der Nummer 5 eine Lücke. Bald soll das nicht mehr der Fall sein. Das soll Züge pünktlicher machen - kann aber für manche einen Nachteil bedeuten.
Seit Jahren wird in München um bessere Luft gerungen - auch vor Gericht. Die Entscheidung ist gefallen: Auf der Landshuter Allee kommt es zu Tempo-30-Zonen.
DESK
Mit Freunden essen, trinken und abhängen - und dabei coole Vintage-Looks shoppen. Hier findest du alle Infos zum Nachtflohmarkt im Werksviertel, zu den Hofflohmärkten und zum Flohmarkt im Tierheim München.
Der Brauch des Maibaumaufstellens am 1. Mai ist ein alter europäischer Frühlingsbrauch. Das Aufstellen symbolisiert den Beginn des Frühlings und den Sieg des Lebens und der Wärme über den Winter.
Von Mai bis Mitte September sorgt der Kulturstrand wieder für karibisches Flair - und das mitten in München.
Alljährlich vom 1. Mai bis Mitte September schippern die Flöße auf der Isar entlang. Wir verraten dir, wie du bei einer der beliebten Isar-Floßfahrten dabei sein kannst.
Wer mit Janet Jackson aufgewachsen ist, für den ist sie mehr als nur eine Musikikone – sie ist ein Teil ihrer Kindheit und Jugend. Die Hits wie 'Together Again' und 'All for You' gehören zum Soundtrack vieler Leben. Wir holen Janet Jackson für dich nach München und schicken dich for free aufs Konzert!
Am 11. Mai findet wieder die lange Nacht der Musik statt. Alle Infos dazu findest du hier.
Eine aufwendige Rettungskette mit vielen Telefonaten war notwendig, um einer Urlauberin in Kreta zu helfen. Was war passiert?