Neue Zeugen
Wird das «Parkhausmord»-Verfahren neu aufgerollt?
Stand 04.12.24 - 14:59 Uhr
2006 starb eine Münchner Parkhaus-Millionärin, rund 17 Jahre saß ihr Neffe wegen Mordes in Haft - und beteuerte seine Unschuld. Wird der Fall nun neu aufgerollt?
© Tobias Hase/dpa
Neue Zeugen, neue Beweise im Parkhausmord
München/Augsburg (dpa/lby) – Rund 17 Jahre lang saß Benedikt T. für den Mord an seiner steinreichen Tante im Gefängnis – und genauso lange beteuerte er seine Unschuld. Jetzt wird der Fall, der als Münchner «Parkhausmord» bundesweit bekannt wurde, womöglich neu aufgerollt.
- Anzeige -Das Landgericht Augsburg hat den nunmehr dritten Wiederaufnahmeantrag von Benedikt T. in zwei Punkten für zulässig erklärt, wie das Gericht mitteilte. Es begründet den Beschluss damit, dass es inzwischen eine neue Aussage einer Zeugin gibt, die sich in der Hauptverhandlung am Landgericht München I noch auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht berufen hatte.
Außerdem liegen zwei neue Sachverständigengutachten zum Tatablauf vor, die «möglicherweise neue Beweismittel» darstellen. «Das Gericht schloss in seiner Entscheidung eine mögliche Auswirkung auf den Schuldspruch nicht aus», heißt es in der Mitteilung.
Verfahren entscheidet, ob Prozess neu aufgerollt wird
Ob der Münchner «Parkhausmord» auch tatsächlich in einer Hauptverhandlung neu aufgerollt wird, ist damit allerdings noch nicht entschieden. Wenn die Entscheidung rechtskräftig wird, startet zunächst das nicht-öffentliche sogenannte Probationsverfahren, bei dem Zeugen und Sachverständige angehört werden, um zu prüfen, ob die angegebenen Gründe eine Wiederaufnahme des Verfahrens rechtfertigen.
Erst am Ende dieses Verfahrens wird dann entschieden, ob der Fall noch einmal vor Gericht verhandelt wird.
Neffe hatte stets seine Unschuld beteuert
Nach fast 17 Jahren im Gefängnis war der wegen Mordes verurteilte Neffe der Millionärin im vergangenen Jahr aus der Haft entlassen worden. Die schwerreiche Witwe, die zur Münchner High Society gehörte, war im Mai 2006 in ihrer Penthouse-Wohnung erschlagen worden.
Wenig später wurde ihr Neffe festgenommen und 2008 verurteilt – wegen Mordes aus Heimtücke und Habgier. Der damals 33-Jährige hatte seine Schuld stets bestritten und sich als Justizopfer gesehen. Der Fall hatte in den vergangenen Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt, auch weil Familie und Freunde versuchten, die Unschuld des Verurteilten zu beweisen.
Auch das Fernsehen griff den Fall auf. Zuletzt veröffentlichte der Bezahlsender Sky eine True-Crime-Dokumentation mit dem Titel «Der Parkhausmord – Wer tötete Charlotte Böhringer?»
Darin kam auch der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude zu Wort. Er sei nicht von der Unschuld des Neffen überzeugt, sagt er in der Doku. Aber die Kette der Vorwürfe sei so fragwürdig gewesen, so voreingenommen und manches so fehlerhaft, dass man einen Menschen damit nicht für Jahrzehnte hätte hinter Schloss und Riegel bringen dürfen. Auch Benedikt T. selbst erzählt in dem Film seine Sicht der Dinge. «Ich bin ja quasi wie lebend tot gewesen», sagt er rückblickend über seine Zeit in Haft.
Wiederaufnahmeverfahren selten erfolgreich
Dass Wiederaufnahmeverfahren erfolgreich sind, ist extrem selten. Rund 2.900 Anträge auf ein Wiederaufnahmeverfahren zugunsten des jeweiligen Angeklagten wurden zwischen 2009 und 2022 an bayerischen Amts- und Landgerichten gestellt, wie das Justizministerium vor zwei Jahren mitteilte. Wie viele dieser Anträge Erfolg hatten, wurde damals nach Ministeriumsangaben nicht statistisch erfasst.
Das Ministerium verwies damals anstelle eigener Zahlen auf ein Forschungsprojekt der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden. Demnach hatten in den Jahren 1990 bis 2016 deutschlandweit nur 31 Wiederaufnahmeanträge von Inhaftierten Erfolg.
Beispiel für erfolgreiche Wiederaufnahme: Manfred Genditzki
Zuletzt machte in Bayern der Fall von Manfred Genditzki Schlagzeilen, der im vergangenen Jahr von dem Vorwurf freigesprochen wurde, eine alte Frau in ihrer Badewanne ertränkt zu haben. Mehr als 13 Jahre hatte er unschuldig im Gefängnis gesessen und fordert dafür nun Schmerzensgeld und Schadenersatz vom Freistaat Bayern.
Bleib immer bestens informiert!
Mit unserem kostenlosen 95.5 Charivari-Newsletter verpasst du keine Highlights mehr. Von Top-Konzerten über exklusive Gewinnspiele bis hin zu Einblicken in Larissa Lannert live - wir liefern dir wöchentlich alles Wichtige direkt in dein Postfach.
Mehr Beiträge und Themen
Was, wenn man die Titanic nicht nur sehen, sondern erleben könnte? Die immersive Ausstellung „Die Legende der Titanic“ bringt das berühmte Schiff mit modernster Technik und ergreifender Inszenierung direkt nach München.
Am nächsten Wochenende stehen in München wieder Bauarbeiten an. Betroffen ist die S-Bahn-Stammstrecke. Dann heißt es: Bus statt Bahn und Fahrplanänderungen.
Wiggensbach, Kirchdorf, Lindau – und jetzt Schwabmünchen: Die Penis-Skulpturen aus Holz sind das kurioseste Freinacht-Phänomen 2025.
Falsch geparkt? Dieses Auto erkennt es in Sekunden: In Stuttgart läuft der Test – bald auch in München? So funktioniert das neue Bußgeld-System im Vorbeifahren.
Erlebe den neuen Musikwettbewerb "A Liad für d’Wiesn" beim Oktoberfest. Reiche deinen Song ein und rocke die Wiesn!
Ein Auto fährt in der Münchner Innenstadt in eine Haltestelle. Mehrere Menschen werden verletzt. Der Rettungsdienst ist im Großeinsatz. Die Tramlinien 16 und 17 werden umgeleitet.
Der Frühling ist da - und damit auch die Lust vieler, draußen Zeit zu verbringen. Eine Echtzeit-Karte zeigt, welche Cafés und Restaurants gerade Sonnenplätze haben.
Merz ist Kanzler! Nach dem gescheiterten Wahlgang am Morgen hat es für Merz beim zweiten Anlauf gereicht.
Oktoberfest 2025: Stadt München macht’s möglich – mehr reservierbare Plätze für echte Münchner! Doch für das Herzkasperlzelt bleibt erneut kein Platz auf der Oidn Wiesn.
Friedrich Merz ist im Bundestag durchgefallen – zu wenige Stimmen im ersten Wahlgang. Was jetzt passiert – und warum Scholz erstmal im Amt bleibt.
DESK
Nadja Abd el Farrag, bekannt unter ihrem Künstlernamen Naddel, ist im Alter von nur 60 Jahren verstorben.
Entdecke, wie Kopenhagen mit der "CopenPay"-Kampagne nachhaltiges Reisen belohnt und das Bewusstsein für umweltfreundlichen Tourismus stärkt.
Die Weißwurst gilt als Herzstück der bayerischen Küche – zart, würzig und traditionell vor dem Mittagsläuten serviert. Doch wo auf der Welt findet man die beste ihrer Art?
Entdecke die Volksfeste in und um München 2025! Infos zu den Veranstaltungen. Ein unvergessliches Erlebnis für die ganze Familie.
Radfahrer unterstützen die Ukraine: 2025 von München nach Lviv, um Rettungswagen zu übergeben. Auch du kannst dabei sein und mithelfen!
Teure Meisterfeier auf dem Marienplatz: Die Linke fordert, dass der FC Bayern künftig selbst zahlt – und nicht mehr die Stadt München.
"Habemus Papam" - heißt es vom Balkon des Petersdom! US-Kardinal Robert Francis Prevost ist Papst Leo XIV.