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Zu teuer

Streit um Lohnfortzahlung: Bald kein Gehalt mehr bei Krankheit?

Stand 22.08.25 - 13:46 Uhr

Die Lohnfortzahlung bei Krankheit kostet Unternehmen Milliarden. Jetzt fordert das IW Köln Kürzungen – Gewerkschaften schlagen Alarm. Was droht Beschäftigten?

Streit um Lohnfortzahlung: Bald kein Gehalt mehr bei Krankheit?
©Shutterstock

Kommt bald ein Karenztag bei Krankheit?

Die Kosten für krankgeschriebene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in Deutschland auf ein Rekordniveau gestiegen. Laut neuesten Zahlen mussten Arbeitgeber im Jahr 2024 rund 82 Milliarden Euro für Lohnfortzahlungen aufbringen – das sind zehn Milliarden Euro mehr als noch drei Jahre zuvor. Seit 2010 haben sich die Ausgaben sogar mehr als verdoppelt.

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Warum steigen die Krankheitskosten so stark?

Es gibt gleich mehrere Gründe für den massiven Anstieg:

  • Mehr Erwerbstätige: Insgesamt arbeiten mehr Menschen in Deutschland – damit gibt es auch mehr potenzielle Krankheitsfälle.
  • Ältere Belegschaften: Beschäftigte sind im Schnitt älter als früher – und ältere Menschen fallen häufiger und länger aus.
  • Steigende Löhne: Je höher das Gehalt, desto teurer ist die sechswöchige Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für den Arbeitgeber.

IW-Forscher schlagen Karenztage vor

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) bringt nun eine umstrittene Idee ins Spiel: Die ersten Krankheitstage sollen nicht mehr automatisch bezahlt werden. Eine Art Karenztag, wie er in einigen anderen Ländern bereits existiert.

Konkret schlagen die Forscher vor:

  • Arbeitgeber sollen nur noch freiwillig in den ersten Tagen einer Krankheit zahlen müssen.
  • Bei wiederkehrenden Diagnosen (z. B. chronischen Erkrankungen) könnte die Lohnfortzahlung begrenzt werden.
  • Auch bei wechselnden Krankheiten soll die Gesamtdauer der Lohnfortzahlung auf sechs Wochen pro Jahr beschränkt werden – unabhängig von der Diagnose.

Massive Kritik von Gewerkschaften

Die Reaktionen auf diesen Vorschlag fallen heftig aus. Der DGB Bayern spricht von einem „Angriff auf die Gesundheit der Beschäftigten“ – wer krank sei, dürfe nicht auch noch finanziell bestraft werden. Das sei ein „Rückfall in die soziale Steinzeit“.

Auch die Hans-Böckler-Stiftung lehnt das Konzept ab. Die Lohnfortzahlung sei ein wichtiger sozialer Schutzmechanismus. Die Ursachen für hohe Krankenzahlen müssten woanders bekämpft werden – zum Beispiel durch bessere Arbeitsbedingungen und präventive Gesundheitsförderung.

Arbeitgeber sehen Reformbedarf – aber auch Risiko

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) zeigt sich zwar offen für eine Diskussion über Reformen, warnt aber vor Schnellschüssen. Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt betont, dass der Karenztag in Deutschland aus gutem Grund schon 1970 abgeschafft wurde. Es brauche Lösungen im Dialog mit den Sozialpartnern – nicht auf dem Rücken der Beschäftigten.

Fazit:

Der Vorstoß des IW Köln sorgt für heftige Diskussionen. Klar ist: Die Lohnfortzahlung ist teuer – aber auch ein zentraler Teil des sozialen Sicherungssystems. Ob eine Reform tatsächlich kommt, ist derzeit völlig offen.

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