Corona-Politik
Spahn für Ende der «epidemischen Lage» in Deutschland
Stand 19.10.21 - 10:43 Uhr
0
Im März 2020 hatte der Bundestag zum ersten Mal eine «epidemische Lage nationaler Tragweite» festgestellt. Nun sollte sie nach Ansicht von Gesundheitsminister Spahn auslaufen. Was das für die Corona-Maßnahmen bedeutet - hier im Überblick.
Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa
Epidemische Lage könnte schon bald beendet werden – doch was bedeutet das?
Berlin (dpa) – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich für ein Auslaufen der sogenannten «epidemischen Lage nationaler Tragweite» ausgesprochen. Wie ein Ministeriumssprecher bestätigte, äußerte sich der CDU-Politiker entsprechend am Montag bei Corona-Beratungen mit den Gesundheitsministern der Länder.
- Anzeige -Schon im November soll es soweit sein
Das Robert Koch-Institut (RKI) stufe «das Risiko für geimpfte Personen als moderat ein», somit könne angesichts der aktuellen Impfquote die epidemische Lage am 25. November 2021 als bundesweite Ausnahmeregelung auslaufen und beendet werden, wurde Spahn «Bild» zufolge von Teilnehmern zitiert. «Damit wird ein seit dem 28. März 2020 und damit mithin seit fast 19 Monaten bestehender Ausnahmezustand beendet.»
Das RKI wies am Montag den fünften Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz in Folge aus. Es gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche mit 74,4 an. Damit ist ungefähr das Niveau von vor einem Monat erreicht. Das RKI betont seit einiger Zeit, es rechne für die kühlere Jahreszeit wieder mit einem Anstieg der Infektionszahlen.
Die Entscheidung über ein Ende der «epidemischen Lage nationaler Tragweite» liegt beim Bundestag. Das Parlament hatte sie erstmals im März 2020 zu Beginn der Pandemie festgestellt und danach immer wieder verlängert, zuletzt Ende August für drei Monate. Sie läuft aus, wenn sie vom Parlament nicht verlängert wird.
- Anzeige -Ende der epidemischen Lage – was bedeutet das für die Corona-Maßnahmen?
Die «epidemische Lage» gibt Bundes- und Landesregierungen Befugnisse, um Verordnungen zu Corona-Maßnahmen oder zur Impfstoffbeschaffung zu erlassen.
Festgehalten ist das im Infektionsschutzgesetz, das im Zuge der Pandemie mehrfach geändert worden war. Demnach liegt eine «epidemische Lage von nationaler Tragweite» dann vor, «wenn eine ernsthafte Gefahr für die öffentliche Gesundheit in der gesamten Bundesrepublik Deutschland besteht». Im Infektionsschutzgesetz werden außerdem konkrete Maßnahmen genannt, die «zur Verhinderung der Verbreitung der Coronavirus-Krankheit-2019» für die Dauer der Feststellung einer solchen Lage ergriffen werden können.
Darunter folgt eine lange Liste der Maßnahmen, die den Alltag der letzten beiden Jahre geprägt haben: Abstandsgebote, Maskenpflicht, Pflicht zur Vorlage eines Impf-, Genesenen- oder Testnachweises, Kontaktbeschränkungen, Verpflichtung zu Hygienekonzepten, Beschränkung von Freizeitveranstaltungen, Sport.
- Anzeige -Kommt jetzt doch ein «Freedom Day»?
Was Spahns Äußerungen konkret bedeuten, ist noch offen. Unklar ist, ob mit einem Auslaufen der «epidemischen Lage» automatisch eine Art «Freedom Day» mit einem Ende aller Beschränkungen käme, wie zuletzt immer wieder diskutiert wurde. Denn für Corona-Maßnahmen sind die Bundesländer selbst zuständig. Sie legen Abstands-, Veranstaltungs- und Maskenregeln jeweils in eigenen Verordnungen fest und schreiben diese regelmäßig fort.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach geht davon aus, dass zentrale Maßnahmen auch nach Ende der «epidemischen Lage» fortgeführt werden. «Kein Bundesland wäre so verrückt, bei den derzeitigen Fallzahlen auf Zugangsbeschränkungen für geschlossene Räume zu verzichten oder die Maskenpflicht in Bus und Bahn zu begraben», sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Voraussetzung für das Ende dieser Maßnahmen sei eine deutlich höhere Impfquote.
Auch Grüne und FDP sind einem Medienbericht zufolge gegen eine Verlängerung der «epidemischen Lage». Die Ampel-Sondierer seien sich einig, dass diese nicht über den 30. November hinaus verlängert werden solle, berichtete die «Welt» unter Berufung auf FDP-Sondiererkreise. Die Grünen-Politikerin Manuela Rottmann sagte demnach: «Wir werden für die nächsten Wochen noch nicht auf Masken, Abstandsgebote und Hygienekonzepte verzichten können. Wie schon im August kommt eine unveränderte Feststellung der «epidemischen Lange von nationaler Tragweite» für uns dennoch nicht infrage.»
- Anzeige -Söder: Wäre wohl das «Ende aller Sicherheitsauflagen»
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte der «Welt am Sonntag» gesagt: «Klar ist: Wenn der Bundestag die epidemische Lage nicht mehr verlängert, dann bedeutet dies wohl das Ende aller Sicherheitsauflagen. Denn nur das Feststellen der epidemischen Lage ist Basis und Rechtsgrundlage für die Infektionsschutzverordnungen der Länder. Dann hätten wir Ende November indirekt den Freedom Day.»
Söders Parteikollege, Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU), äußerte sich zurückhaltend: «Die Feststellung der epidemischen Lage ist Sache des neuen Bundestags», sagte er der Deutschen Presse-Agentur in München. Er plädierte dafür, zunächst Einschätzungen aus der Wissenschaft einzuholen. «Unter den Kolleginnen und Kollegen der Gesundheitsminister der Länder sind wir uns einig, dass es – unabhängig von der Feststellung der epidemischen Lage – wichtig wäre, einen einheitlichen Rechtsrahmen zu haben, um weiterhin zielgerichtet Maßnahmen zu ergreifen.» Dies sei notwendig, um den steigenden Infektionszahlen gerade im Blick auf den Winter zu begegnen. Da sei die künftige Koalition jetzt gefordert.
Bleib immer bestens informiert!
Mit unserem kostenlosen 95.5 Charivari-Newsletter verpasst du keine Highlights mehr. Von Top-Konzerten über exklusive Gewinnspiele bis hin zu Einblicken in Larissa Lannert live - wir liefern dir wöchentlich alles Wichtige direkt in dein Postfach.
Mehr Beiträge und Themen
Es ist wieder soweit, die Pilzsaison ist im vollen Gange. Auch rund um München kannst du schmackhafte Pilze finden. Wo genau und was du dabei beachten musst, erfährst du hier.
München bereits 1972 Austragungsort der Olympischen Spiele. Jetzt will die Stadt wieder eine Austragung – sagt zumindest der Stadtrat von München. Der Vorschlag steht aber aus verschiedenen Gründen stark in der Kritik. Deshalb wurde jetzt für Oktober ein Bürgerentscheid angesetzt.
Namenssuche fürs neue Bahnhofsviertel: Die Stadt München ruft Bürger zur Beteiligung auf. Jetzt mitmachen und Vorschläge einreichen!
Der München Marathon bringt dieses Wochenende nicht nur sportliche Höchstleistungen, sondern auch umfangreiche Verkehrsänderungen mit sich. Wer mit dem Auto oder dem ÖPNV unterwegs ist, muss mit Sperrungen, Umleitungen und Verzögerungen rechnen – besonders in der Innenstadt, Schwabing, Bogenhausen und rund um den Englischen Garten.
Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung: Das hört sich technisch an. Dahinter verbergen sich Regeln für E-Scooter, und dafür sollen jetzt einige Änderungen kommen.
Veggie-«Burger» bald verboten? Was das EU-Parlament plant und warum Anbieter wie Rügenwalder Mühle und Lidl Alarm schlagen.
Ein Notfall am frühen Morgen: Die Insassen eines Linienbusses werden vom Fahrer in Sicherheit gebracht. Nur kurz darauf brennt das Fahrzeug.
Bei der Münchner S-Bahn wird wieder gebaut. Hier findest du alle Änderungen, Ausfälle und Alternativen im Überblick.
Wie kann sich Deutschland gegen Drohnen schützen? Das bayerische Kabinett will die Polizei nun schnell mit neuen Befugnissen ausstatten – und mit der nötigen Technik.
Unbemannte Flugobjekte stören wieder den Betrieb am Münchner Flughafen – und sorgen für Flugausfälle, Polizeieinsätze und jede Menge offene Fragen. In unserem großen FAQ erklären wir, warum Drohnen so gefährlich sind, wie sie erkannt werden und welche Technik zu ihrer Abwehr eingesetzt wird.
DESK
Du kannst die Allianz Arena jetzt wie nie zuvor in 3D erleben! Entdecke Deinen Sitzplatz virtuell und genieße den Stadionblick von überall.
Die lange Nacht der Münchner Museen steht an und lädt herzlich ein! Von 18 bis 1 Uhr nachts haben die Kulturhäuser Münchens am 18.10.25 für dich geöffnet.
Es war nur ein kurzer Prozess von zwei Tagen - ein kleiner strafrechtlicher Ausschnitt aus den vielen Ermittlungen gegen René Benko. Aber es ist das erste Urteil gegen den Ex-Milliardär.
Große Verkehrsprobleme am Dienstagnachmittag. Aufgrund einer Gefahrenstelle kommt es zu einer Verkehrssperrung der Fürstenrieder Straße zwischen der Ammerseestraße und der Gotthardstraße in München.
Im Münchner Stadtrat wurde heute darüber abgestimmt, den Christkindlmarkt am Marienplatz in Zukunft früher zu starten.
Ab Anfang November beginnt der Probebetrieb im neuen Flugsteig von Terminal 1. Gesucht werden Freiwillige, die realistische Reiseszenarien nachspielen. Jetzt online registrieren.
Am 31.12. verwandelt sich die Ludwigstraße in eine riesige Silvester-Partyzone mit Musik, Lichtshow & Streetfood. Jetzt Tickets für Münchens neue Silvestermeile sichern – Vorverkauf startet am 16.10.!