Coronavirus in Deutschland
Bundespräsident ruft zu Geduld und Solidarität auf
Stand 11.04.20 - 21:28 Uhr
0
Frank-Walter Steinmeier wendet sich in einer außergewöhnlichen Fernsehansprache an das Volk. Das Staatsoberhaupt würdigt die Menschen dafür, wie sie mit den harten Einschränkungen leben. Fast noch wichtiger ist sein Appell für die Zeit danach.
Steinmeier appelliert in seiner Fernsehansprache, die Erfahrung der Solidarität in der Krise auch für die Zeit danach zu bewahren. Foto: Jesco Denzel/Bundespresseamt/dpa
Corona-Krise in Deutschland
Berlin (dpa) – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Menschen in Deutschland zu Geduld, Disziplin und Solidarität in der Corona-Krise aufgerufen.
- Anzeige -«Wie es jetzt weitergeht, wann und wie die Einschränkungen gelockert werden können, darüber entscheiden nicht allein Politiker und Experten», sagte Steinmeier in einer am Samstag aufgezeichneten Fernsehansprache zu den Osterfeiertagen, die am Abend in mehreren Fernsehsendern ausgestrahlt werden sollte. «Sondern wir alle haben das in der Hand, durch unsere Geduld und unsere Disziplin – gerade jetzt, wenn es uns am schwersten fällt», ergänzte er.
Andere Gesellschaft nach der Krise
Steinmeier appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, die Erfahrung der Solidarität in der Krise für die Zeit danach zu bewahren. «Die Solidarität, die Sie jetzt jeden Tag beweisen, die brauchen wir in Zukunft umso mehr», sagte er. Nach dieser Krise werde es eine andere Gesellschaft geben. «Wir wollen keine ängstliche, keine misstrauische Gesellschaft werden. Sondern wir können eine Gesellschaft sein mit mehr Vertrauen, mit mehr Rücksicht und mehr Zuversicht.» Zugleich äußerte sich der Bundespräsident optimistisch: «Wir können und wir werden auch in dieser Lage wachsen.»
[MD_Portal_Script ScriptID="9108554" location="leftALone"]Ausgesprochen eindringlich mahnte Steinmeier zu deutscher Solidarität innerhalb Europas. «Deutschland kann nicht stark und gesund aus der Krise kommen, wenn unsere Nachbarn nicht auch stark und gesund werden», sagte er. «30 Jahre nach der Deutschen Einheit, 75 Jahre nach dem Ende des Krieges sind wir Deutsche zur Solidarität in Europa nicht nur aufgerufen – wir sind dazu verpflichtet.»
Steinmeier hatte schon am Vormittag vor der Aufzeichnung der Rede mit dem italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella telefoniert und ihm die Solidarität Deutschlands in der schwierigen Lage versichert. Es war das dritte Telefonat des Bundespräsidenten mit Mattarella in der Zeit der Corona-Krise, von der Italien neben Frankreich und Spanien in Europa besonders schwer betroffen ist.
«Ja, wir sind verwundbar», sagte Steinmeier über die Pandemie. Man habe vielleicht «zu lange geglaubt, dass wir unverwundbar sind, dass es immer nur schneller, höher, weiter geht». Dies sei ein Irrtum gewesen. Er sei aber auch «tief beeindruckt von dem Kraftakt, den unser Land in den vergangenen Wochen vollbracht hat». Steinmeier sagte: «So viele von Ihnen wachsen jetzt über sich selbst hinaus. Ich danke Ihnen dafür.»
Noch ist die Gefahr nicht unter Kontrolle
Noch sei die Gefahr nicht gebannt, daher sei es «gut, dass der Staat jetzt kraftvoll handelt». Der Bundespräsident appellierte: «Ich bitte Sie alle auch weiterhin um Vertrauen, denn die Regierenden in Bund und Ländern wissen um ihre riesige Verantwortung.»
- Anzeige -Das Land stehe an einer Wegscheide, sagte Steinmeier. Schon in der Krise zeigten sich die beiden Richtungen, die man nehmen könne: «Entweder: Jeder für sich, Ellbogen raus, hamstern und die eigenen Schäfchen ins Trockene bringen? Oder bleibt das neu erwachte Engagement für den anderen und für die Gesellschaft? Bleibt die geradezu explodierende Kreativität und Hilfsbereitschaft?»
Corona-Pandemie als Chance
Steinmeier fragte, ob man auch nach der Krise der Kassiererin, dem Paketboten weiterhin die Wertschätzung schenke, die sie verdienten. «Erinnern wir uns auch nach der Krise noch, was unverzichtbare Arbeit – in der Pflege, in der Versorgung, in sozialen Berufen, in Kitas und Schulen – uns wirklich wert sein muss?», fragte er rhetorisch.
Der Bundespräsident rief zu weltweiter Solidarität und gemeinsamen Anstrengungen gegen die Corona-Krise auf. «Suchen wir auf der Welt gemeinsam nach dem Ausweg oder fallen wir zurück in Abschottung und Alleingänge?» Wissen und Forschung sollten geteilt werden, damit man schneller zu Impfstoff und Therapien gelange. Auch die ärmsten und verwundbarsten Länder müssten dazu Zugang haben.
- Anzeige -Coronavirus ist eine Prüfung
Die Corona-Pandemie sei kein Krieg, sagte Steinmeier. «Sondern sie ist eine Prüfung unserer Menschlichkeit», die das Schlechteste und das Beste in den Menschen hervorrufe. «Zeigen wir einander doch das Beste in uns.» Seine Ansprache schloss der Bundespräsident mit den Worten: «Frohe Ostern, alles Gute – und geben wir Acht aufeinander.»
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte nach Absprache mit Steinmeier auf ihren samstäglichen Videopodcast verzichtet. Die neun Minuten lange Fernsehansprache des Bundespräsidenten galt als außergewöhnliches Zeichen – normalweise wendet sich das Staatsoberhaupt nur zu Weihnachten in dieser Form an die Menschen. So hatte sich Bundespräsident Heinrich Lübke am 31. August 1961 zum Mauerbau in Berlin geäußert. Am 21. Juli 2005 wandte sich Bundespräsident Horst Köhler an die Bürger, nachdem er den Bundestag aufgelöst und eine Neuwahl angesetzt hatte.
Mehr Beiträge und Themen
Seit zehn Jahren spielen sie hüllenlos, aber nicht ohne Botschaft: Die «Nacktionalmannschaft» feiert Jubiläum – und freut sich über ein ausverkauftes Spiel im nordrhein-westfälischen Herne.
Eine erfahrene Surferin verunglückt an der berühmten Eisbachwelle in München tödlich. Nun haben Polizeitaucher das Bachbett untersucht. Was ist das Ergebnis?
Der Münchner Stadtrat erklärt das Bürgerbegehren „Hochhaus-Stop“ für unzulässig. Wie geht es jetzt weiter?
Alljährlich vom 1. Mai bis Mitte September schippern die Flöße auf der Isar entlang. Wir verraten dir, wie du bei einer der beliebten Isar-Floßfahrten dabei sein kannst.
Entdecke die neuen Trinkbrunnen und Toilettenanlagen in München. Erfahre, wo weitere Einrichtungen geplant sind und wie sie die Stadt verbessern.
In Spanien und Portugal sind viele Haushalte ohne Strom - die gesamte Iberische Halbinsel scheint betroffen. Zur Ursache ist wenig bekannt.
Vom Champions League Finale über kostenlose Festivals bis hin zu Musik die ganze Nacht: Im Mai ist in München mal wieder einiges geboten. Und nicht zu vergessen die Maibaumfeste.
CDU-Chef Friedrich Merz hat am Montag die Liste der designierten CDU-Ministerinnen und -Minister vorgestellt.
In München startet die Freibad-Saison wieder! Am 1. Mai öffnet das Schyrenbad traditionell als erstes seine Tore. Was diese Saison wichtig ist.
DESK
Ein Auto fährt in der Münchner Innenstadt in eine Haltestelle. Mehrere Menschen werden verletzt. Der Rettungsdienst ist im Großeinsatz. Die Tramlinien 16 und 17 werden umgeleitet.
Der Frühling ist da - und damit auch die Lust vieler, draußen Zeit zu verbringen. Eine Echtzeit-Karte zeigt, welche Cafés und Restaurants gerade Sonnenplätze haben.
Merz ist Kanzler! Nach dem gescheiterten Wahlgang am Morgen hat es für Merz beim zweiten Anlauf gereicht.
Oktoberfest 2025: Stadt München macht’s möglich – mehr reservierbare Plätze für echte Münchner! Doch für das Herzkasperlzelt bleibt erneut kein Platz auf der Oidn Wiesn.
Friedrich Merz ist im Bundestag durchgefallen – zu wenige Stimmen im ersten Wahlgang. Was jetzt passiert – und warum Scholz erstmal im Amt bleibt.
Das neue Kabinett Merz füllt sich: CDU und CSU haben ihre Minister für eine zukünftige Regierung bekanntgegeben.
Die SPD hat lange gerungen. Kurz vor der geplanten Kanzlerwahl steht aber das Personaltableau.