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Am Frankfurter Hauptbahnhof

Neue Details bekannt: Mann stößt Jungen vor ICE

Stand 31.07.19 - 10:47 Uhr

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Ein Mann stößt am Montag eine Mutter und ihr Kind im Frankfurter Hauptbahnhof vor einen ICE. Der Junge wird vom Zug erfasst und kommt ums Leben. Die Polizei ermittelt weiter nach dem Motiv des Täters. Hunderte Menschen haben dem getöteten Jungen gedacht.

Neue Details bekannt: Mann stößt Jungen vor ICE

Blumen, Kuscheltiere und Beileidsbekundungen am Gleis 7 im Frankfurter Hauptbahnhof. © Foto: dpa | Frank Rumpenhorst 

Ermittler suchen nach Tatmotiv

Frankfurt/Main (dpa / 95.5 Charivari) – Am Montag, 29. Juli, gegen 10 Uhr kam es im Frankfurter Hauptbahnhof zu einem schrecklichen Zwischenfall. Aus dem Nichts stieß ein 40-jähriger Mann eine Frau und ihren achtjährigen Sohn vor einen einfahrenden ICE. Die beiden stürzten ins Gleisbett.

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Die 40-jährige Mutter aus dem Hochtaunuskreis hatte nur einen Sekundenbruchteil, um zu reagieren und sich auf den schmalen Bereich zwischen Gleise 7 und Gleis 8 zu rollen. Ihrem Sohn konnte sie nicht mehr helfen, er wurde von dem einfahrenden Zug erfasst und erlitt dabei tödliche Verletzungen.  

Nach Angaben der Polizei wollte der Mann noch eine 78-jährige Frau ins Gleis stoßen: „Die konnte sich allerdings wehren“, hieß es. Sie erlitt eine Schulterverletzung.

Der Tatverdächtige konnte zunächst vom Bahnsteig fliehen. Er wurde nur wenig später außerhalb des Bahnhofs mithilfe von Passanten festgenommen. Die Polizei ermittelt wegen eines Tötungsdelikts sowie zweier versuchter Tötungsdelikte. Die Mutter wurde mit Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert.

Es sind weitere Details zum Täter bekannt

Der 40-jährige mutmaßliche Täter H. Araya ist verheiratet und selbst Vater von drei Kindern im Alter von einem, drei und vier Jahren. Laut Staatsanwaltschaft besitzt er die eritreische Staatsbürgerschaft und hat zuletzt im Schweizer Kanton Zürich gelebt. Vor wenigen Tagen sei er mit dem Zug von Basel nach Deutschland gekommen, weshalb sei noch unklar. Zum Zeitpunkt der Tat stand der Mann weder unter Einfluss von Alkohol, noch von Drogen. Der mutmaßliche Täter ist in der Schweiz einer geregelten Arbeit bei den Züricher Verlehrsbetrieben nachgegangen. Er galt als gut integriert. Seit Anfang 2019 war er wegen psychischer Probleme in Behandlung.

Auch sein Motiv ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Bislang hat er sich nicht zur Tat geäußert. Eine persönliche Beziehung zwischen dem mutmaßliche Täter und den Opfern soll es nach derzeitigen Ermittlungsstand nicht geben. Am Dienstag, 30. Juli, ist gegen den 40-jährigen Täter Haftbefehl erlassen worden.

Täter ist polizeibekannt

Der mutmaßliche Täter wurde seit dem vergangenen Donnerstag von der Schweizer Polizei gesucht. Der Mann habe seine Nachbarin mit einem Messer bedroht, diese und seine Frau und Kinder eingesperrt und sei dann geflohen. Daraufhin sei er in der Schweiz zur Festnahme ausgeschrieben gewesen, sagte Bundespolizeipräsident Dieter Romann am Dienstag, 30. Juli, in Berlin.

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Andacht am Frankfurter Hauptbahnhof

Am Gleis 7, an dem sich der Vorfall ereignete, legen Passanten Blumen und Kuscheltiere nieder. Die Stelle wird von Sicherheitsleuten der Deutschen Bahn überwacht. Am Dienstag, 30 Juli, gab es eine Andacht vor dem Bahnhof. Der Frankfurter Oberbürgermeister und die Bahnhofsmission appellierten an Zusammenhalt und Menschlichkeit. Gleichzeitig wurden dort fremdenfeindliche Stimmen verschiedener politischer Gruppierungen laut. 

Debatte über mehr Sicherheit an Bahnhöfen

Der Vorfall am Frankfurter Hauptbahnhof hat eine Debatte über mehr Sicherheit an deutschen Bahnhöfen ausgelöst. Bundesinnenminister Horst Seehofer hat angekündigt, seinen Urlaub zu unterbrechen. Am Dienstag, 30. Juli, will er sich in Berlin «angesichts mehrerer schwerwiegender Taten in jüngerer Zeit» mit der Sicherheitsbehörde beraten. Am Nachmittag sollen die Ergebnisse vorgestellt werden.

Außerdem forderten unter anderem CDU-Innenpolitiker Philipp Amthor und SPD-Verkehrsexperte Martin Burkert bessere Sicherheitsmaßnahmen an den Bahnhöfen. Aus Sicht der Gewerkschaft der Polizei sei es jedoch schwer, ein gängiges Sicherheitskonzept für alle Bahnhöfe zu entwickeln.

© Foto: dpa /Frank Rumpenhorst

Großaufgebot der Polizei und Sperrungen am Hbf Frankfurt

Am Hauptbahnhof war es zu einem massiven Polizeieinsatz gekommen, sagte eine Polizeisprecherin. Auch die Feuerwehr war mit zahlreichen Kräften im Einsatz. Augenzeugen des Vorfalls wurden von Seelsorgern psychologisch betreut.

Am Hauptbahnhof wurden die Gleise 4 bis 9 für mehrere Stunden gesperrt. Es kam zu Ausfällen und Verspätungen. 

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Zweiter Fall innerhalb weniger Wochen

Erst am 20. Juli wurde im Bahnhof der nordrhein-westfälischen Stadt Voerde eine 34 Jahre alte Mutter vor einen Regionalzug gestoßen und getötet. Der 28-jährige Tatverdächtige sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft.

Der Mann soll sich der Frau wortlos von hinten genähert und sie auf die Gleise gestoßen haben, berichteten Zeugen der Polizei. Der mutmaßliche Täter und das Opfer kannten sich den Ermittlern zufolge nicht. Der 28-Jährige soll die Frau heimtückisch und aus Mordlust ins Gleisbett vor die Regionalbahn gestoßen haben. Er schwieg bislang zu den Vorwürfen.

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DESK

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