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WM 2022

WM 2022 in Katar: Warum wird eigentlich über einen Boykott diskutiert?

Stand 17.11.22 - 15:15 Uhr

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Die WM 2022 findet in Katar statt. Und es gibt eine große Debatte, ob man die Weltmeisterschaft schauen darf oder boykottieren sollte. Wieso das so ist, erklären wir dir hier.

WM 2022 in Katar: Warum wird eigentlich über einen Boykott diskutiert?

©dpa

Warum ist diese Fußball-WM so umstritten?

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 findet in Katar statt. Große Sportereignisse bringen erfahrungsgemäß das Land zusammen, ob beim Public Viewing, in den Medien oder einfach bei der gemeinsamen Unterstützung. Eigentlich. Denn dieses Jahr ist alles anders. 
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Die WM in Katar wird scharf diskutiert – und das nicht, weil sie im Winter stattfindet. Es wird über Boykotts geredet und darüber, ob das überhaupt etwas bringt. Die Spieler und Funktionäre äußern sich dazu und wollen "Zeichen setzen", das Turnier aber nicht boykottieren. Das macht sonst auch kein anderes Land.

Warum wird über einen Boykott geredet?

Ãœber viele Punkte wird dabei debattiert. Sehr viele. Alles fing mit der Vergabe der Weltmeisterschaft an Katar im Jahr 2010 an. Schon damals wurden Korruptionsvorwürfe laut, Katar hätte sich die Stimmen der FIFA-Funktionäre gekauft. Von den 22 Wahlmännern aus dem Jahr 2010 ist übrigens niemand mehr im Amt. Trotz erheblicher Beweise hat die FIFA Katar die WM nicht entzogen. Laut FIFA sei zum Zeitpunkt der Enthüllungen der Bau der Stadien zu weit fortgeschritten – doch auch finanzielle Verluste für die FIFA spielen dabei wohl eine Rolle.

Der damalige FIFA-Chef Sepp Blatter nennt heute die WM-Vergabe eine Enttäuschung. Im ZDF erklärt Blatter, dass er bei einem möglichen Stimmkauf zwar nicht weggeschaut, aber auch nicht insbesondere hineingeschaut habe. Er habe nicht an eine Vergabe an Katar geglaubt – vor allem, weil die Bewerbung für ein Sommerturnier war und es bekanntlich in Katar in den Sommermonaten zu heiß ist. 
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Hier kommt der nächste Kritikpunkt dazu: Wie viel Sinn ergibt es, besonders in Zeiten der Energiekrise, ein Sportgroßereignis in einem Land auszutragen, in dem die Stadien extra heruntergekühlt werden müssen, damit das Event stattfinden kann?

Gastarbeiter und Menschenrechtsverletzungen

Für die Fußball-WM mussten also erstmal viele Stadien neu gebaut werden. Und, wie üblich bei solchen Events, wurden hierfür viele Gastarbeiter aus anderen Ländern herangezogen, die die neuen Sporttempel bauen sollten. Der britische "Guardian" veröffentlichte Anfang 2021 dazu eine Reportage: Über 6.500 Menschen, größtenteils aus dem Raum Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka, sollen als Gastarbeiter beim Bau der Stadien gestorben sein.

Die katarische Statistikbehörde führt auch Buch darüber, wie viele nicht-katarische Tote es in dem Land seit der WM-Vergabe 2010 gab: 15.021 an der Zahl (Stand 17. November). Allerdings ist hier nicht einsehbar, wie viele davon im Zusammenhang mit WM-Projekten stehen. Auf diese Zahl bezieht sich zum Beispiel Amnesty International.

Weitere Diskussionen gibt zudem über Menschenrechtsverletzungen im Land selbst.
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Aussagen über Homosexualität und Diversität

Noch mehr Öl ins Diskussionsfeuer goss vor kurzem der offizielle katarische WM-Botschafter Khalid Salman. Er bezeichnete in der investigativen ZDF-Reportage "Geheimsache Katar" Homosexuelle als Menschen mit "geistigem Schaden". Katar hatte eigentlich kurze Zeit zuvor noch ein Sicherheitsbekenntnis für alle Menschen ausgesprochen – egal, wo sie herkommen, welcher Religion sie angehören und wen sie lieben.

Weitere Aussagen des Botschafters sorgten für Empörung. So verglich Salman etwa verschleierte Frauen mit verpackten Bonbons, "in die noch niemand reingebissen hat". Außerdem stellte er infrage, warum Frauen überhaupt das eigene Haus verlassen wollen.

Das Gespräch zwischen ZDF-Moderator Jochen Breyer und dem WM-Botschafter wurde abgebrochen, noch bevor alle Themen besprochen wurden. 

Verbote vor Ort

Weitere Vorfälle werden in dieser Debatte genannt.
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  • Ein dänisches Medium um Reporter Rasmus Tantholdt wurde während Dreharbeiten auf einem öffentlichen Platz von katarischen Sicherheitskräften bedroht. Eine katarische Behörde entschuldigte sich daraufhin per Twitter.
  • Die FIFA verbietet Dänemark, Aufwärmtrikots mit der Aufschrift "Menschenrechte für alle" zu tragen – weil sie keine politischen Botschaften erlaubt. Menschenrechte sind somit laut FIFA politisch.
  • Katarische Sicherheitsverantwortliche sprechen sich gegen das Zeigen und Schwenken von Regenbogenfahnen.
  • Es gibt spezielle Auflagen für die Berichterstattung. So dürfen Reporter zum Beispiel keine Beiträge in oder über Unterkünfte von Gastarbeitern machen.

Es bleibt spannend, wie sich das alles auf die Fußball-WM generell auswirkt. Viele Spieler zeigen sich sehr motiviert, sehen aber auch ihre gesellschaftliche Verantwortung bei diesem Turnier. Am Ende entscheidet es jeder selbst, ob die WM verfolgt wird oder nicht. Denn bei einem Boykott stellt sich nochmal die Frage, wie viel das bringt oder ob es nicht mehr Sinn ergibt, die Spieler dabei zu unterstützen, Zeichen zu setzen.

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