Diskussion um ein Tempolimit
Faktencheck: Wie viel Sprit spart ein Tempolimit auf der Autobahn wirklich?
Stand 13.04.22 - 12:42 Uhr
0
Langsamer fahren, Sprit sparen - und damit Russland weniger unterstützen: Wie viel Einsparung bringt dabei ein Tempolimit auf der Autobahn? Ein Faktencheck.
Angesichts der Energie-Importe aus Russland nimmt die Tempolimit-Debatte wieder Fahrt auf.
So viel Sprit spart ein Tempolimit auf der Autobahn
Die Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen wird in Deutschland schon lange kontrovers diskutiert. Mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine nimmt das Thema wieder Fahrt auf.
- Anzeige -Durch eine geringere Geschwindigkeit sollen Fahrzeuge weniger Kraftstoff und damit weniger importiertes Öl aus Russland verbrauchen. Was bringt ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen?
Behauptung: Ein Tempolimit auf der Autobahn macht Deutschland weniger abhängig von russischen Öl-Importen.
Bewertung: Das stimmt, der Kraftstoffgesamtverbrauch von Autos sinkt jedoch nur um etwa 1,5 bis 4 Prozent.
Fakten: Deutschland hat im Jahr 2021 etwa 81 Millionen Tonnen Rohöl importiert. Davon kamen 35 Prozent aus Russland, also gut 28 Millionen Tonnen. Aus einem Liter Rohöl werden im Durchschnitt in deutschen Raffinerien nach Expertenangaben etwa 0,2 bis 0,35 Liter Sprit hergestellt, je nachdem, ob es sich um Benzin oder Diesel handelt. Bis Ende 2022 will Deutschland in diesem Bereich nahezu unabhängig von Russland sein.
Alleine Autos haben in Deutschland im Jahr 2020 nach vorläufigen Angaben des Bundesverkehrsministeriums 23,82 Milliarden Liter Benzin und 18,3 Milliarden Liter Diesel verbraucht. Der Verkehrsbereich bietet also große Einsparpotenziale beim Ölverbrauch.
- Anzeige -9000 Autobahnkilometer ohne Tempolimit
Oft ist von einem Tempolimit auf Deutschlands Autobahnen die Rede, die insgesamt etwa 13.000 Kilometer lang sind. Nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) liegt der Anteil von Strecken ohne Geschwindigkeitsbegrenzung am gesamten Autobahnnetz bei 70 Prozent. Das heißt: Auf gut 9000 Autobahnkilometern gibt es keine Geschwindigkeitsbegrenzung.
Allgemein gilt: Je schneller ein Fahrzeug unterwegs ist, desto mehr Sprit fließt durch den Motor. Ein Grund ist der Luft- und Roll-Widerstand, der sich mit zunehmender Geschwindigkeit erhöht. Das heißt im Umkehrschluss: Je eingreifender ein Tempolimit umgesetzt wird, desto weniger hoch sind Kraftstoffverbrauch und Umweltbelastung.
- Anzeige -Wer Sprit verbraucht, schädigt dabei immer mit Kohlendioxid (CO2) aus dem Auspuff die Umwelt – und beide Mengen helfen bei der Berechnung der Einsparung. Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren erklärt dazu: «Wenn ein Fahrzeug einen Liter Benzin verbraucht, stößt es etwa 2,37 Kilogramm CO2 aus. Wurde Diesel getankt, sind es 2,65 Kilogramm CO2.»
Das Umweltbundesamt (UBA) betrachtet Benzin- und Diesel-Pkw auf Autobahnen nicht getrennt, «da die CO2-Emissionen der durchschnittlichen und damit typischen Fahrzeuge in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit sehr ähnlich sind». Daher liegt den folgenden Rechnungen die Annahme zugrunde, dass beim Verbrauch von einem Liter Benzin 2,5 Kilogramm CO2 entstehen.
Auto ist das meistgenutzt Fortbewegungsmittel im Land
Zur Einordnung: Das Auto ist in Deutschland das meistgenutzte Fortbewegungsmittel. 57 Prozent aller Wege werden im Auto zurückgelegt, in ländlichen Regionen sind es 70 Prozent. Das geht aus dem Ergebnisbericht «Mobilität in Deutschland» hervor. Nach Angaben des UBA verursachten Pkw und leichte Nutzfahrzeuge im Jahr 2020 auf Autobahnen in Deutschland Treibhausgasemissionen in Höhe von rund 30,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Der Begriff dient als Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung unterschiedlicher Treibhausgase.
- Anzeige -Im Detail: Die Berechnungen haben ergeben, dass Tempo 130 auf Autobahnen 1,5 Millionen Tonnen an CO2 und damit 600 Millionen Liter Sprit einsparen würde. Während es sich beim CO2-Ausstoß um etwa fünf Prozent der Gesamtmenge handelt, sinkt der Kraftstoffgesamtverbrauch von Autos durch diese Maßnahme nur um knapp 1,5 Prozent.
Größere Potenziale zu Einsparungen gelingen nur mit drastischeren Tempolimits: Bei maximal Tempo 120 auf der Autobahn würden die Emissionen laut UBA um jährlich 2,0 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente reduziert – umgerechnet sind das 800 Millionen Liter Kraftstoff. Bei einem Tempolimit von 100 km/h sind es 4,3 Millionen Tonnen CO2 – immerhin gut 1,7 Milliarden Liter Sprit, also etwa 4 Prozent des Gesamtverbrauchs von Autos.
Die Umweltbehörde weist daraufhin, dass die Fahrleistung im Jahr 2020 durch das Coronavirus bedingt niedriger ausfiel als in den Vorjahren. Zum Vergleich: Mit den Werten von 2018 ging das UBA bei Tempo 130 von einer Einsparung von 1,9 Millionen Tonnen CO2 aus, bei 120 von 2,6 Millionen Tonnen und bei 100 von 5,4 Millionen Tonnen. Würden auch die im Ausland getankten und in Deutschland genutzten Kraftstoffe eingerechnet, läge der Effekt laut UBA «um 14 Prozent höher».
Bleib immer bestens informiert!
Mit unserem kostenlosen 95.5 Charivari-Newsletter verpasst du keine Highlights mehr. Von Top-Konzerten über exklusive Gewinnspiele bis hin zu Einblicken in die Good Morning Show mit Larissa und Markus - wir liefern dir wöchentlich alles Wichtige direkt in dein Postfach.
Mehr Beiträge und Themen
Im April erwarten dich einige Neuerungen, vom Feiern beim Frühlingsfest bis zur Cannabislegalisierung und Mehrwertsteuer.
Fußballfans haben eine Onlinepetition gestartet, damit Major Tom von Peter Schilling die neue Torhymne der Deutschen für die EM wird.
Ostern steht vor der Tür und der Frühling kommt. Deswegen haben wir dir einige Aktivitäten passend für die Osterferien aufgezählt.
Polarlichter über Deutschland gab es in den vergangenen Wochen immer wieder mal zu sehen. Jetzt könnte sich wieder ein nächtlicher Blick in den Himmel lohnen.
Über Jahrzehnte unterhielt Fritz Wepper das deutsche Fernsehpublikum - etwa als Harry Klein in der Kultserie «Derrick». Nun ist der Schauspieler mit 82 Jahren gestorben. Ein Porträt.
Seit Wochen liegt der 7-jährige Finn im Wachkoma. Seine Mama weicht ihm nicht mehr von der Seite. Die Familie braucht jetzt jede Hilfe, die sie kriegen kann.
Nach der Abstimmung im Bundesrat ist die Legalisierung von Cannabis beschlossen. Damit wird der Konsum und Besitz von Cannabis bald legal.
Die Münchner U-Bahnen fahren künftig die ganze Nacht lang durch - das hat die Stadt beschlossen. Es soll einen 30-Minuten-Takt geben.
Die Eisenbahnbrücke an der Lindwurmstraße wird neu gebaut - die Arbeiten sollen bis 2028 dauern. Es wird auch Vollsperrungen geben.
In einigen Münchner Restaurants gibt es jetzt Strafgebühren für Gäste, die reserviert haben und nicht erscheinen. Darf man sowas überhaupt?
DESK
Die vorgesehene teilweise Freigabe von Cannabis stößt auf Bedenken - auch in puncto Verkehrssicherheit. Ab wann sollen Sanktionen greifen?
Wiesn und Bier, das gehört zusammen. Aber auch der Joint? In München hält man sich noch bedeckt, wie man mit dem Konsum von Cannabis auf dem Festplatz im Herbst umgehen will.
Von den Toten auferstanden - her mit den Zeichen für das Leben! Die bekanntesten Bräuche rund um Ostern stehen genau dafür.
Am 12. Juni 2024 ist es so weit: Das Fan-Fest findet statt und 90.000 Fans feiern zusammen den Beginn der UEFA EURO 2024.
Weniger als die Hälfte der Deutschen ist christlich. Dennoch gelten an Karfreitag weiterhin Verbote - je nach Bundesland unterschiedlich streng. Das gefällt nicht allen. Wie sehen die Regeln aus?
Hugendubel startet in Zusammenarbeit mit Zeercle eine Rückkaufaktion: Gib einfach dein Buch zurück und erhalte einen Gutschein.
Die Bahnstreiks nehmen in dieser Verhandlungsrunde ein Ende: Die GDL und Deutsche Bahn haben sich geeinigt.