Vermisstes Boot
Klopfgeräusche: Möglicherweise Spur bei Suche nach Tauchboot
Stand 22.06.23 - 20:32 Uhr
Eine Fläche so groß wie Mecklenburg-Vorpommern: Die Suche nach dem verschwundenen Tauchboot nahe dem «Titanic»-Wrack läuft seit Tagen auf Hochtouren. Gibt es jetzt einen Hoffnungsschimmer?

©OceanGate Expeditions/AP/dpa
Suche nach Tauchboot: Besteht noch Hoffnung?
Bei der fieberhaften Suche nach dem vermissten Tauchboot «Titan» im Atlantik gibt es möglicherweise ein Lebenszeichen der Insassen. Suchteams hätten am Dienstag alle 30 Minuten eine Art von Klopfgeräuschen in der Region registriert, in dem das Gefährt der Firma Oceangate vermutet werde, hieß es in einem internen Memo der US-Regierung, aus dem der Sender CNN und das Magazin «Rolling Stone» in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) zitierten.
- Anzeige -Nachdem Stunden später zusätzliche Sonargeräte eingesetzt worden seien, sei das Klopfen noch immer zu hören gewesen. Aus dem Memo ging nicht hervor, wann genau und wie lange das Geräusch zu vernehmen war. Ein Update vom Dienstagabend berichtete Laut CNN von weiteren Geräuschen, die aber nicht mehr als «Klopfen» beschrieben wurden. Die Laute deuteten aber darauf hin, dass es weiter Hoffnung auf Überlebende gebe.
Die US-Küstenwache teilte später in einem Tweet mit, dass ein kanadisches Suchflugzeug «Unterwassergeräusche» gehört habe. Tauchroboter seien in das Gebiet entsandt worden, um den Ursprung zu erforschen – zunächst aber ohne Erfolg.
Sauerstoff wohl noch bis Donnerstagmittag
Die Zeit drängt: Schätzungen der Behörden zufolge dürfte der Sauerstoff nur noch bis Donnerstagmittag (MESZ) reichen. In der Nähe des «Titanic»-Wracks etwa 684 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland sind die Bedingungen äußerst schwierig. Es herrscht pechschwarze Dunkelheit, und der Wasserdruck ist groß.
An Bord der «Titan» ist unter anderem der französische Forscher Paul-Henri Nargeolet (77), der als einer der bekanntesten Experten für das Wrack des 1912 gesunkenen Luxusliners gilt und daher den Spitznamen «Mr. Titanic» trägt. Weitere Insassen sind der britische Abenteurer Hamish Harding (58) sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der fünfte Vermisste ist Oceangate zufolge der Chef der Betreiberfirma Stockton Rush (61), der als Kapitän des Bootes fungiert habe.
- Anzeige -Das Gefährt wird seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs, der rund sieben Stunden dauern sollte, riss der Kontakt zum Begleitboot «Polar Prince» ab. Nach Angaben des Anbieters Oceangate Expeditions hat die knapp sieben Meter kleine «Titan» ausreichend Sauerstoff für insgesamt 96 Stunden. Doch Experten zeigten sich mit Blick auf die Chance, das Gefährt rechtzeitig und intakt zu finden, pessimistisch.
Aufsehenerregender Brief
Unterdessen hatten Führungskräfte der Tauchboot-Industrie einem Artikel der «New York Times» zufolge schon vor Jahren Sorgen bezüglich der Sicherheit der «Titan». «Wir befürchten, dass der aktuelle experimentelle Ansatz von Oceangate zu negativen Ergebnissen führen könnte (von geringfügig bis katastrophal)», schrieben sie in einem auf 2018 datierten Brief, den die Zeitung veröffentlichte. Darin wird Oceangate irreführendes Marketing vorgeworfen. Chef Stockton Rush wurde dazu aufgerufen, die «Titan» von einer unabhängigen Partei testen zu lassen.
Das passt zum Eindruck von Reporter David Pogue vom US-Sender CBS, der die Fahrt im vergangenen Jahr mitgemacht hatte. Er sagte der BBC, das Gefährt habe auf ihn einen improvisierten Eindruck gemacht. «Man steuert dieses U-Boot mit einem Xbox-Gamecontroller», sagte Pogue. Ein Teil des Ballasts bestehe aus Baurohren. Falls das Boot eingeklemmt werde oder Leck schlage, «gibt es kein Backup, keine Rettungskapsel», sagte er. Der ehemalige U-Boot-Offizier Frank Owen sagte der BBC, die größte Herausforderung für die Eingeschlossenen sei es, ruhig zu bleiben und nicht zu viel Sauerstoff zu verbrauchen.
- Anzeige -Suche mit Flugzeugen und Schiffen
Die Suche nahe des «Titanic»-Wracks mit Flugzeugen und Schiffen geht indessen unermüdlich weiter. Weitere Schiffe sind auf dem Weg in das Gebiet, darunter das französische Forschungsschiff L’Atalante sowie die kanadische HMCS Glace Bay, die eine Dekompressionskammer und medizinisches Personal an Bord hat. Verunglückte Taucher müssen nach ihrer Rettung möglichst schnell in eine solche hyperbare Kammer gelangen, um bleibende Schäden zu verhindern.
Zunächst habe man sich bei der Suche auf die Wasseroberfläche konzentriert, indem mit Flugzeugen systematisch ein großes Gebiet abgeflogen worden sei, sagte John Mauger von der US-Küstenwache. Auch Unterwasser-Fahrzeuge sollen mittlerweile angekommen sein. Dabei setzten die Rettungskräfte vor allem Sonar ein, um die «Titan» zu lokalisieren. Es sei bereits eine Fläche von rund 26.000 Quadratkilometern abgesucht worden, teilte die US-Küstenwache auf Twitter mit. Das ist größer als Mecklenburg-Vorpommern.
Navy schickt Bergungs-System
Die US-Navy schickt derweil ein Gerät zur Bergung des U-Boots. Wie eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur sagte, soll das Tiefsee-Bergungssystem «Fadoss» in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) in St. Johns im kanadischen Neufundland ankommen und dann weiter auf den Ozean transportiert werden. Die Navy beschreibt es als «tragbares Schiffshebesystem, das eine zuverlässige Tiefsee-Hebekapazität von bis zu 27 Tonnen für die Bergung großer, sperriger und schwerer versunkener Objekte wie Flugzeuge oder kleine Schiffe bietet.» Es kann mit seiner Winde und Seil auf Schiffen installiert werden.
Eine Rettung – ob nun mit «Fadoss» oder anderweitig – kann aber erst angegangen werden, wenn das Boot lokalisiert ist. Das in zwei Hälften zerbrochene Wrack der «Titanic» liegt in rund 3800 Metern Tiefe.
250.000 Dollar pro Person
Oceangate bietet zahlungskräftigen Kunden eine abenteuerliche Reise – die Kosten für die insgesamt achttägige Expedition liegen bei 250.000 US-Dollar (229.000 Euro). Der Tauchgang selbst dauert eigentlich nur wenige Stunden.
Die «Titanic» war 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken. Mehr als 1500 der 2200 Menschen an Bord starben. Die Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 entdeckt.
Bleib immer bestens informiert!
Mit unserem kostenlosen 95.5 Charivari-Newsletter verpasst du keine Highlights mehr. Von Top-Konzerten über exklusive Gewinnspiele bis hin zu Einblicken in Larissa Lannert live - wir liefern dir wöchentlich alles Wichtige direkt in dein Postfach.
Mehr Beiträge und Themen
Vom online Buchhändler zum globalen Giganten. Welche skurrilen Produkte Amazon anbietet, erfährst du hier.
Sommer, Sonne, Streit - zwischen den Bundesländern gibt es mal wieder Zoff über die Ferientermine. Es ist nicht das erste Mal. Was steckt dahinter?
Erlebe Alpenblick und Luxus pur: Omaze verlost eine 2,8-Millionen-Euro-Villa südlich von München. Was es mit der Aktion auf sich hat.
Die Fußball-EM der Frauen findet dieses Jahr im Juli statt - Hier findest du alle Informationen zum Spielplan des DFB-Teams.
Alfons Schuhbeck steht im Gerichtssaal des Landgericht München I vor seinem Platz an der Anklagebank. Gegen Schuhbeck wird unter anderem wegen des Vorwurfs des Subventionsbetrugs verhandelt.
Die Erdbeersaison ist schon fast vorbei, aber dafür kannst du in und um München andere Obstsorten frisch ernten und genießen. Hier hast du einen Überblick, wo du frische Früchte in München selber pflücken kannst.
Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft will die Steuererklärung für Arbeitnehmer abschaffen – stattdessen soll ein automatisiertes System kommen. Was dahintersteckt.
Fliegergranatenfund in Starnberg: In der Possenhofener Straße wurde eine Weltkriegsgranate entdeckt. Sie wurde sicher abtransportiert.
Die ersten Spieltage der neuen Saison sind terminiert. Der FC Bayern ist häufiger an Abenden im Einsatz als üblicherweise.
Ein neuer KI-Stift kann Aufgaben scannen. Auf TikTok posten Schüler, wie sie mit dem neuen Stift bei Prüfungen spicken.
DESK
Kommt es zur spektakulären Kehrtwende bei 1860 München? Investor Ismaik will seine Anteile am Traditionsverein offenbar doch nicht verkaufen. Das zumindest berichten mehrere Medien.
Überall in München wird aktuell überall gebuddelt. Hier findest du aktuelle Informationen über Baustellen in München.
Der weltberühmte Extremsportler Felix Baumgartner ist bei einem Unfall ums Leben gekommen.
Kurzfristig musste die Bahn Ende Juni eine Regionalstrecke in Oberbayern sperren - Pendler, Schüler und Ausflügler waren betroffen. Jetzt rollen die Züge wieder.
Stromausfall in Trudering betraf über 5700 Haushalte. Stadtwerke München arbeiteten an einer schnellen Lösung.
Das belgische Tomorrowland zählt zu den größten Elektrofestivals der Welt. Kurz vor dem Start brennt es plötzlich auf dem Festivalgelände.
Entdecke, warum Milka wegen Shrinkflation und versteckter Preiserhöhungen den "Goldenen Windbeutel 2025" erhielt.