Germering, Ottobrunn und mehr
Gibt es bald viele neue Autokennzeichen?
Stand 08.10.24 - 12:01 Uhr
B steht für Berlin, HH für Hamburg - und BEN? Künftig vielleicht für Bensheim. Das sieht eine Initiative vor, die für 320 mittelgroße Städte eigene Kennungen vorschlägt. Ist das realistisch?
©David-Wolfgang Ebener/dpa
Um was genau dreht sich das Vorhaben?
Heilbronn/Berlin (dpa) – Kfz-Kennzeichen bestehen nur aus ein paar ins Blech gedrückte Buchstaben und Zahlen. Oft sind sie aber mehr: Städte werben mit dem Kürzel der Ortskennung, manche Menschen drücken so ihre Heimatverbundenheit aus – und für Rate-Fans ist es eine willkommene Abwechslung bei langen Fahrten. Nun gibt es einen Vorschlag, für Hunderte mittelgroße Städte auch eine solche Kombination zuzulassen. Hat das Aussicht auf Erfolg? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
Verkürzt gesagt: Um eigene Kfz-Ortskennungen für 320 Städte in Deutschland. Der Vorschlag kommt von Ralf Bochert. Er ist Professor für Destinationsmanagement an der Hochschule Heilbronn. «Mit der Einführung eigener Buchstabenkürzel auf dem Nummernschild könnten viele Kommunen die lokale Identität – sowohl nach innen als auch nach außen – stärken», sagte Bochert. Das Autokennzeichen sei wichtig für das Stadtmarketing und verstärke die Relevanz einer Kommune.
«Es ist ein kleines, aber nettes Thema», ist Bochert überzeugt. «Natürlich haben die Kommunen größere Sorgen. Aber hier geht es ausnahmsweise mal ums Herz, um Identifikation und Heimat.» Es gebe in der Bevölkerung einen großen Wunsch nach mehr lokaler Verortung. Diesem Wunsch könne man unbürokratisch entsprechen. Kosten entstünden nicht. Welche Städte dabei sein sollen, findest du hier.
Gibt es regionale Kennzeichen nicht bereits länger?
Lange Zeit galt in Deutschland die Vorgabe: Zu einem Verwaltungsbezirk – in der Regel sind das Landkreise und kreisfreie Städte – gehört ein festgelegtes Kennzeichen, das sich von anderen Regionen unterscheidet. Geändert hat sich das erst im Jahr 2012. Seit dieser Liberalisierung können sich Autofahrerinnen und Autofahren oft zwischen mehreren Orts- und Regionalkürzel entscheiden.
Regionalkennzeichen sind also nicht neu. Allerdings gilt die Öffnung von 2012 weitgehend nur für ausrangierte Buchstaben-Kombinationen, die bei Gebietsreformen oder Kreisfusionen abgeschafft worden waren. Damals wie heute gilt auch: Bevor die alten Kürzel neu vergeben werden können, müssen die Länder die Wiedereinführung beim Bund beantragen. Komplett neuen Ortskennungen sieht die Entscheidung lediglich in Sonderfällen vor.
Wurde die neue Regelung überhaupt genutzt?
Nach der Liberalisierung wurden nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums weit mehr als 300 Alt-Kennzeichen wieder eingeführt. Beispiele gibt es als viele: Im Bodenseekreis im Süden Deutschlands sind neben der Kennung FN für Friedrichshafen seit mehreren Jahren ÜB für Überlingen und TT für Tettnang auf Straßen unterwegs. Im Landkreis Harz wurde beispielsweise QLB für Quedlinburg wiederbelebt, im Kreis Recklinghausen CAS für Castrop-Rauxel und GLA für Gladbeck. Insgesamt gibt es aktuell mehr als 700 Ortskennungen. Bochert zufolge sind auf deutschen Straßen rund fünf Millionen Fahrzeuge mit Alt-Kennzeichen zu finden.
Wie viele Städte könnten nun ein neues Kennzeichen bekommen?
Der Entwurf Bocherts umfasst 320 Mittelstädte mit mehr als 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, die bislang keine eigenen Ortskennungen haben – und aus seiner Sicht deshalb zum Beispiel beim Marketing benachteiligt sind. Er schlägt auch gleich Kürzel vor. Ein paar Beispiele:
- BKR – Bad Krozingen (Baden-Württemberg)
- BEN – Bensheim (Hessen)
- BUX – Buxtehude (Niedersachsen)
- DOM – Dormagen (Nordrhein-Westfalen)
- GMR – Germering (Bayern)
- NOS – Norderstedt (Schleswig-Holstein)
- HZA – Herzogenaurach (Bayern)
- RAD – Radebeul (Sachsen)
- TEL – Teltow (Brandenburg)
Welche Änderungen wären dafür notwendig?
Der Prozess ist recht einfach: Ein Land muss zunächst beim Bundesverkehrsministerium eine Änderung der Fahrzeugzulassungsverordnung beantragen. Diese muss im weiteren Verlauf durch den Bundesrat. «Im Prinzip muss man nur zwei Sätze streichen und ergänzen, dass weitere Kennzeichen möglich sind. Dann ist das Ding durch», erläuterte Bochert.
Auch künftig ist das bislang übliche Verfahren nötig. Ein Beispiel: «Das Land Baden-Württemberg beantragt für den Bezirk Böblingen zusätzlich SFI und HBG für Sindelfingen und Herrenberg. Dann wird geprüft: Gibt es diese Kennzeichen schon oder sind sie sittenwidrig?», erläuterte Bochert. Wenn das nicht der Fall sei, würden die neuen Kennungen im Bundesanzeiger veröffentlicht und könnten im Anschluss ausgegeben werden.
Bochert geht davon aus, dass viele Länder – wie bei den Alt-Kennzeichen – einen solchen Antrag erst auf Wunsch eines Bezirks oder Kreises stellen würden. Oft sei dafür ein Kreistagsbeschluss oder eine Entscheidung des Landrats notwendig. «Ob die Städte also tatsächlich eine eigene Kennung bekommen, ist Teil der politische Aushandlung vor Ort. Und das ist auch gut so.»
Wie stehen die Chancen dafür?
Zahlreiche Bürgermeister und Oberbürgermeister haben sich in den vergangenen Tagen in verschiedenen Medien für eigene Kfz-Kennzeichen ausgesprochen. So sagte zum Beispiel der OB von Dormagen, Erik Lierenfeld (SPD), der «Bild»-Zeitung: «Es sind zwar nur zwei oder drei Buchstaben. Doch diese Buchstaben zeigen an, wo man herkommt, wo man hingehört.»
Aussichtsreiche Signale kommen auch von der Bundesregierung: Man stehe dem Wunsch nach noch mehr lokaler Verortung durch entsprechende Kennzeichen positiv gegenüber, teilte der Parlamentarische Staatssekretär im FDP-geführten Bundesverkehrsministerium, Oliver Luksic, auf Anfrage mit. Man werde das Anliegen der Initiative wohlwollend prüfen.
Darüber, ob eine Landesregierung auch einen entsprechenden Antrag stellen will, ist aktuell nichts bekannt. Die Verkehrsministerkonferenz der Länder ist nach eigenen Angaben bislang nicht mit dem Thema befasst. Ob bereits ein solcher Antrag beim Bund gestellt worden sei, entziehe sich ebenfalls der Kenntnis der Verkehrsministerkonferenz, hieß es.
Gibt es auch Kritik?
Ja, die gibt es. Und zwar vom Landkreistag: «Es gibt wesentlich dringlichere Probleme, Herausforderungen und Zukunftsfragen für unser Land, die unsere gesamte Aufmerksamkeit und Kraft erfordern», teilte Präsidenten Achim Brötel (CDU) mit. Er halte den Vorschlag aber auch in der Sache für überflüssig. «Konnte man bei den historischen Alt-Kennzeichen im Sinne einer nostalgischen Reminiszenz wenigstens noch auf die früher bestehenden Regelungen zurückgreifen, wäre das jetzt etwas völlig Neues.»
Kfz-Kennzeichen haben Brötel zufolge, der Landrat im Neckar-Odenwald-Kreis ist, primär keine Marketingfunktion. Er warnte deshalb: «Eine weitere Zersplitterung der Kennzeichenlandschaft bringt deshalb für mich auch keinen Mehrwert, sondern allenfalls einen unnötigen Mehraufwand.»
Bleib immer bestens informiert!
Mit unserem kostenlosen 95.5 Charivari-Newsletter verpasst du keine Highlights mehr. Von Top-Konzerten über exklusive Gewinnspiele bis hin zu Einblicken in Larissa Lannert live - wir liefern dir wöchentlich alles Wichtige direkt in dein Postfach.
Mehr Beiträge und Themen
In München startet die Freibad-Saison wieder! Am 1. Mai öffnet das Schyrenbad traditionell als erstes seine Tore. Was diese Saison wichtig ist.
Am Sonntag findet die diesjährige Rad-Sternfahrt vom ADFC statt. Das wird gefordert und hier gibt es Einschränkungen.
Das eigene Haus entrümpeln und gleichzeitig einzigartige Fundstücke ergattern? Die Hofflohmärkte sind zurück! Auch dein Viertel ist dabei.
Nach Jahren durchwachsener ESC-Ergebnisse wagt Deutschland 2025 einen Neuanfang – mit einem deutschsprachigen Song und einem frischen Künstlerduo. Abor & Tynna wollen mit „Baller“ beim Eurovision Song Contest in Basel ein Zeichen setzen und das internationale Publikum überraschen.
Tierpark Hellabrunn schließt Streichelgehege wegen Tierseuchen-Risiko. Erfahre, was dahinter steckt und ob eine Wiedereröffnung geplant ist.
Die Toten Hosen kommen 2026 für ein Konzert nach München und spielen im Olympiapark - allerdings nicht im Stadion oder der Halle.
Nadja Abd el Farrag, bekannt unter ihrem Künstlernamen Naddel, ist im Alter von nur 60 Jahren verstorben.
Entdecke, wie Kopenhagen mit der "CopenPay"-Kampagne nachhaltiges Reisen belohnt und das Bewusstsein für umweltfreundlichen Tourismus stärkt.
Die Weißwurst gilt als Herzstück der bayerischen Küche – zart, würzig und traditionell vor dem Mittagsläuten serviert. Doch wo auf der Welt findet man die beste ihrer Art?
Entdecke die Volksfeste in und um München 2025! Infos zu den Veranstaltungen. Ein unvergessliches Erlebnis für die ganze Familie.
DESK
Erlebe das Corso Leopold 2025 in München – ein Festival voller Musik, Kunst und Nachhaltigkeit. Sei dabei und gestalte den Wandel mit!
Jährlich wird das Jugendwort des Jahres gekürt. Ein Influencer dreht den Spieß um und sucht das «Boomer-Wort» des Jahres 2025.
Am 10. Mai kam es auf dem Frühlingsfest zu einem vermeintlichen Körperverletzungsdelikt - ein 27-jähriger Münchner erlitt schwere Verletzungen. Die Polizei sucht jetzt nach Zeugen.
Die MUNICH ARENA eröffnet im Münchener Norden und setzt neue Maßstäbe für Konzerte und Events. Erfahre mehr über das spektakuläre Projekt!
Auch Hunde brauchen eine Abkühlung. Doch nicht in jedem See sind Hunde erlaubt. Wir haben eine Liste mit allen tierfreundlichen Badeseen in und um München zusammengestellt.
Die Frauen- und Männermannschaften des FC Bayern gewinnen die Bundesliga - das gehört auf dem Marienplatz gefeiert. Es ist die letzte Meisterfeier mit Thomas Müller.
Flixbus erweitert ab München sein Angebot: Mehr Fahrten zu beliebten Zielen wie Mailand und Budapest. Perfekt für deine Sommerreise!