Millionen Menschen profitieren
Wahlversprechen wird eingelöst: Bundeskabinett beschließt Mindestlohnerhöhung
Stand 23.02.22 - 15:48 Uhr
0
Sie fehlte in kaum einer Wahlkampfrede von Olaf Scholz - nun brachte das Kabinett die Mindestlohnsteigerung auf den Weg. Millionen Menschen sollen laut Regierung profitieren. Die Arbeitgeber schäumen.

6,2 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhalten laut Gesetzentwurf zurzeit einen Stundenlohn unter 12 Euro.
Bundeskabinett beschließt höheren Mindestlohn
Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland soll ab 1. Oktober ein Mindestlohn von 12 Euro gelten. Das Bundeskabinett beschloss den Gesetzentwurf von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) für die Erhöhung der Lohnuntergrenze.
Damit gab die Ministerrunde grünes Licht für die Umsetzung eines zentralen Versprechens von Kanzler Olaf Scholz (SPD) im Wahlkampf.
- Anzeige -
Heil sagte im ZDF-«Morgenmagazin»: «Wir erhöhen den Mindestlohn auf 12 Euro, damit er armutsfester wird.» Dieser Schritt sei notwendig und stütze die Kaufkraft in Deutschland. Derzeit beträgt der Mindestlohn 9,82 Euro. Er gilt für nahezu alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Bis zu 6,2 Millionen Beschäftigte sollen von der Erhöhung profitieren.
Zum 1. Juli 2022 ist bereits eine Anpassung auf 10,45 Euro geplant. Drei Monate später dann soll das Niveau der Lohnuntergrenze einmalig außerhalb der üblichen Erhöhungsschritte angehoben werden. Normalerweise wird der Mindestlohn im Wesentlichen an die vorige Steigerung der Tariflöhne in Deutschland angepasst.
Der Gesetzentwurf begründet die Erhöhung auch mit steigenden Lebenshaltungs- und Wohnkosten. Diese stellten infrage, ob eine Vollzeitbeschäftigung mit geltendem Mindestlohn zur «Sicherung einer angemessenen Lebensgrundlage» reiche.
- Anzeige -
Kritik von Arbeitgebern
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger kritisierte, die Politik breche die Zusage, dass die Mindestlohnkommission die Lohngrenze festlege. In diesem Gremium bestimmen Arbeitgeber und Gewerkschaften normalerweise die Erhöhungsschritte. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit dort werde schwer gestört. Dulger sprach von einem «Systemwechsel von einer tarifpolitisch geprägten Mindestlohnentwicklung hin zu einer Staatslohnentwicklung». Die Politik solle mit den Arbeitgeberverbänden zurück an den Tisch kommen, «um eine fatale Fehlentwicklung im sozialen Gefüge der Bundesrepublik Deutschland zu vermeiden».
Der Deutsche Gewerkschaftsbund wies die BDA-Kritik als realitätsfern zurück. «Der einzige Staatslohn ist der Dumpinglohn, der nur mit staatlichen Zuschüssen zum Existieren reicht», sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell. Die Erhöhung sei eine Frage der Wertschätzung der Arbeit. Körzell forderte einen zügigen Bundestagsbeschluss. Zu rechnen sei mit einem Kaufkraftgewinn von rund 4,8 Milliarden Euro.
- Anzeige -
Warnung vor höheren Preisen
Als Fehler kritisierte der DGB die geplante Ausweitung der Minijobgrenze, die künftig an die Höhe des Mindestlohns gekoppelt werden soll. Die Chance auf eine Reform werde vertan, Millionen Beschäftigte seien weiter nicht sozialversichert. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, warnte vor höheren Preisen etwa bei Obst und Gemüse.
Die Linke-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Die Bundesregierung täte gut daran, sich von der Kritik der Arbeitgeber nicht beeindrucken zu lassen. Schon bei der Einführung des Mindestlohns 2015 wurde der Untergang des Wirtschaftsstandorts Deutschland prophezeit, das Gegenteil war der Fall.» Ausnahmen oder großzügige Übergangsregeln dürfe es nicht geben. Damit reagierte sie auf Forderungen der BDA.
- Anzeige -
Mindestlohnkommission in Zukunft wieder zuständig
Laut dem Gesetzentwurf soll über künftige Anpassungen wieder die Mindestlohnkommission entscheiden. Ihre nächste Entscheidung soll es zum 30. Juni 2023 geben – für die Erhöhungsstufe 1. Januar 2024.
Heil verteidigte die Pläne. Sie seien kein Angriff auf die Tarifautonomie. «Im Gegenteil. Ich will, dass wir mehr Tarifbindung in Deutschland haben.» Die Kommission werde für weitere Erhöhungsschritte in den kommenden Jahren zuständig sein.
Deutschland zählt in der EU zu den Ländern mit vergleichsweise hohem Mindestlohn. Die seit Jahresanfang geltenden 9,82 Euro pro Stunde entsprechen bei einer Vollzeitstelle rechnerisch 1621 Euro brutto im Monat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Höhere Mindestlöhne werden demnach in Luxemburg (2257 Euro), Irland (1775 Euro), den Niederlanden (1725 Euro) und Belgien (1658 Euro) gezahlt. Frankreich liegt mit 1603 Euro darunter.
Mit Material der dpa
Bleib immer bestens informiert!
Mit unserem kostenlosen 95.5 Charivari-Newsletter verpasst du keine Highlights mehr. Von Top-Konzerten über exklusive Gewinnspiele bis hin zu Einblicken in Larissa Lannert live - wir liefern dir wöchentlich alles Wichtige direkt in dein Postfach.
Mehr Beiträge und Themen
Hurra, hurra – der Pumuckl ist da! In den Regio-Zügen rund um München gibt's derzeit nicht nur Gleis-Ansagen, sondern echte Kobold-Unterhaltung
Neben seinen Filialen betreibt der Discounter ALDI seit 2021 ebenfalls einen Onlineshop. Dieser wird jedoch Ende September 2025 schließen und bietet daher diese Woche noch großen Räumungsverkauf.
Am Dienstagnachmittag ging ein ungewöhnlicher Anruf von der A95 bei den Rettungskräften der Münchner Feuerwehr ein. Ein Mann war mit seiner hochschwangeren Frau auf dem Weg ins Krankenhaus, als das Kind nicht mehr warten konnte und er rechts ran fahren musste.
Smartphones gehören auch für Kinder und Jugendliche längst zum Alltag. In Klassenzimmern sollen sie aber erst einmal nichts verloren haben. Dazu will Markus Söder auch das Gesetz wieder verschärfen.
Die Gemeinde Poing hat nun das erste Bürgerbudget Projekt eingeweiht. Ein für alle Anwohner öffentlich zugänglicher Lehmbackofen für Pizza und Brot.
Bist du neu in München und weißt noch nicht genau, wie der Hase läuft? Dann haben wir die besten Tipps und Tricks für dich und geben dir eine erste Orientierung in der Stadt München.
Die Tickets des MVV werden teurer - hier findest du die neuen Preise im Überblick:
Es ist wieder Kastanienzeit und ein Herbstspaziergang lässt sich wunderbar mit dem Sammeln der kleinen Nussfrüchte verbinden. Doch wo in der Stadt sind die schönsten Orte, um diesem Hobby nachzugehen?
Erneut wird das Deutschlandticket teurer. Hintergrund ist ein Finanzstreit zwischen Bund und Ländern. Die Folgen bekommen nun die Kunden zu spüren.
Sie ducken sich wie Schweine und sind extrem selten: In Hellabrunn leben jetzt zwei Schweinshirsche – eine hochbedrohte Hirschart aus Südostasien.
DESK
Nach der Schließung wegen einer Bombendrohung wird das Münchner Oktoberfest um 17.30 Uhr geöffnet. Das teilte Oberbürgermeister Dieter Reiter auf Instagram mit. In München Lerchenau läuft weiterhin ein seit den frühen Morgenstunden dauernder Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr. Auch Spezialeinheiten und Entschärfer sind vor Ort.
Nach einem Großeinsatz mit Sprengstofffallen in einem Haus am Morgen besteht vermutlich ein Zusammenhang mit der Bombendrohung für das Oktoberfest.
Kein Vor, kein Zurück, Angst bei einigen Besuchern: Nach der zeitweisen Schließung des überfüllten Oktoberfestgeländes am vergangenen Samstag, gibts jetzt neue Regeln.
München bereits 1972 Austragungsort der Olympischen Spiele. Jetzt will die Stadt wieder eine Austragung – sagt zumindest der Stadtrat von München. Der Vorschlag steht aber aus verschiedenen Gründen stark in der Kritik. Deshalb wurde jetzt für Oktober ein Bürgerentscheid angesetzt.
Markus Söder hat wieder zum Mikro gegriffen. Diesmal will er seine Follower mit einem Wiesn-Hit beglücken. Eine Politologin wertet das Ganze als erfolgreiche PR-Aktion – und als eine Gratwanderung.
Dass Zelte wegen Überfüllung geschlossen sind, ist normal auf der Wiesn. Dass das gesamte Gelände abgeriegelt wird, kommt dagegen nicht oft vor. Geht das Sicherheitskonzept dem Oktoberfest auf?
Der Abwärtstrend beim TSV 1860 München hält an. Auf die 1:5-Klatsche gegen Hoffenheim folgt beim 0:2 in Aue die dritte Niederlage in Serie. Die Vereinsführung zieht personelle Konsequenzen.