«Senioren im Park»: Mehr Ältere auf großen Festivals
Stand 07.06.24 - 09:04 Uhr
Musikfestivals gehören zum Sommer wie Freibad und Eis - und das offenbar nicht nur für jüngere Leute, wie ein Blick nach Nürnberg zeigt.

©Daniel Vogl/dpa
Immer mehr Ältere auf Festivals
Nürnberg (dpa) – Musikfestivals – da denkt man vor allem an junge Leute, die über Tage vor den Bühnen feiern und danach kurze, unbequeme Nächte auf Luftmatratzen in Iglu-Zelten verbringen. Doch auf vielen größeren Open-Air-Events sieht man seit einiger Zeit zwischen dem Party-Publikum auch viele Musikfans fortgeschrittenen Alters. «Senioren im Park» werden diese manchmal scherzhaft von Jüngeren bei Rock im Park in Nürnberg genannt.
- Anzeige -Dieses Wochenende große Open Airs in Deutschland
Mit Rock im Park und seinem legendären Schwesterfestival Rock am Ring in der Eifel gehen an diesem Wochenende die ersten großen Open Airs in Deutschland über die Bühne. Der Altersdurchschnitt liegt laut dem Veranstalter bei beiden Festivals bei Ende 20. «Unsere Fans werden mit uns älter, gleichzeitig kommen viele jüngere Gäste hinzu», heißt es von den Festivals.
«Ein Großteil unseres Publikums ist mit Rock am Ring und Rock im Park erwachsen geworden. Mittlerweile kommen sogar Eltern mit ihren Kindern zu den Festivals.» Mit Bands wie Die Ärzte, Green Day, Donots, H-Blockx und Guano Apes werden auf den drei Bühnen bei der diesjährigen Ausgabe vom 7. bis 9. Juni wieder viele Idole auftreten, die diese wohl noch aus ihrer Jugend kennen.
Nicht mehr das Alter für drei Nächte im Iglu-Zelt
Auch der Veranstalter FKP Scorpio, der unter anderem die Schwesterfestivals Hurricane und Southside oder das Gothic-Festival M’era Luna organisiert, bestätigt, dass das Publikum heterogener wird. Ein Grund dafür: «Auf unseren Festivals haben wir in den vergangenen Jahren Angebote gestärkt, die über das klassische Camping hinausgehen», sagt Sprecher Jonas Rohde. «Diese werden vor allem von Menschen genutzt, die unsere Festivals schon lange kennen, aber deren Rücken drei Nächte im Iglu-Zelt vielleicht nicht mehr unbeschadet übersteht.»
Etwa 2200 Festivals gibt es nach Angaben der Bundesstiftung Livekultur in Deutschland. Diese arbeitet gerade an einer Studie zur Festivallandschaft hierzulande, die Ergebnisse sollen im Mai 2025 vorliegen. In Europa habe Deutschland die meisten Festivals pro Einwohner, sagt Axel Ballreich, Vorstand des Verbands der Musikspielstätten Livekomm. Diese reichten von ganz klein bis ganz groß und richteten sich an unterschiedliche Zielgruppen. Eine generelle Aussage für alle Musikfestivals ist deshalb nicht möglich. Aber: Das Alter bei den großen Festivals gehe eher nach oben, bestätigt Ballreich.
Neue Generation sucht neue Festival-Formen
Dafür verantwortlich sind aus Sicht des Branchenkenners Robert Stolt auch die gestiegenen Ticketpreise. Ende der 1990er, Anfang der 2000er Jahre seien viele Musikfestivals in Deutschland entstanden, sagt Stolt, der das Branchentreffen «Future of Festivals» leitet und selbst ein Festival auf der Insel Rügen veranstaltet. «Damals konnte man es sich leisten, zu zwei bis drei Festivals im Sommer zu fahren.» Bei Ticketpreisen von 200 bis 300 Euro sei das aber nicht mehr möglich – vor allem nicht für jüngere Leute. Diese gingen deshalb eher zu kleineren oder nichtkommerziellen Veranstaltungen. «Die neue Generation sucht sich neue Formen von Festivals.»
Auf den großen Festivals kommt mit den mehreren Zehntausend Besucherinnen und Besucher quasi eine Kleinstadt zusammen – somit bekommen diese auch die allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen zu spüren. Ende 20, Anfang 30 – wenn die sogenannte Rushhour des Lebens beginnt, die Menschen also mit Karriere und Familiengründung beschäftigt sind – fehle den Leuten oft die Zeit und das Geld für mehrtägige Festivals, erläutert der Experte Ballreich. Deshalb gehe der Trend zu eintägigen Festivals und Tagestickets für mehrtägige Veranstaltungen.
Cocktails, vegane Burger und «Glamping»
Mit 40, 50 Jahren seien die Kinder älter und die Leute hätten wieder Lust auszugehen, sagt Ballreich. «Das war früher noch anders.» Damals hätten sich die Menschen in dem Alter auf Kegelbahnen und Vereinsfesten getroffen, heute gingen diese weiterhin auf Konzerte und in Clubs. Für die Festivals bedeute das, dass sich diese etwas einfallen lassen müssten, sagt Ballreich. «Die Leute sind anspruchsvoller geworden. Sie wollen auch ein schönes Ambiente.» Sprich Cocktails statt nur Dosenbier, vegane Burger neben den klassischen Pommes und komfortable Übernachtungsmöglichkeiten.
«Glamping» – eine Wortschöpfung aus glamourös und Camping – heißt der Trend, der sich seit einiger Zeit auf vielen Festivals durchsetzt. Neben den klassischen Zeltplätzen gibt es Areale, wo es sauberer und ruhiger zugeht. Man kann sich dort bereits aufgebaute Zelte oder kleine Wohncontainer mieten – Ausstattung, separate Sanitäranlagen und VIP-Eingang zu den Bühnen inklusive.
Oder gleich ins Hotel
Andere wiederum gehen gleich ins Hotel. Bei Rock im Park, das mitten in Nürnberg liegt, bietet sich das besonders an. «Konnte es früher nicht nah genug an der Bühne und eng genug im Zelt sein, haben mittlerweile viele die Vorzüge eines eigenen Hotelzimmers für sich entdeckt», hat Thomas Geppert vom bayerischen Hotel- und Gaststättenverband festgestellt. Vor allem bei schlechten Wetteraussichten gingen die Reservierungen nach oben. Insgesamt halte sich die Nachfrage aber noch in Grenzen.
Im kommenden Jahr werden Rock am Ring und Rock im Park ihr 40-jähriges und 30-jähriges Bestehen feiern. Im Publikum werden dann möglicherweise die eine oder der andere dabei sein, die schon die erste Ausgabe miterlebt haben.
Bleib immer bestens informiert!
Mit unserem kostenlosen 95.5 Charivari-Newsletter verpasst du keine Highlights mehr. Von Top-Konzerten über exklusive Gewinnspiele bis hin zu Einblicken in Larissa Lannert live - wir liefern dir wöchentlich alles Wichtige direkt in dein Postfach.
Mehr Beiträge und Themen
Die Fußball-EM der Frauen findet dieses Jahr im Juli statt - Hier findest du alle Informationen zum Spielplan des DFB-Teams.
BayernInfo bietet dir einen klaren Überblick über die aktuelle Verkehrssituation in Bayern. Ob auf Autobahnen, Bundes- oder Kreisstraßen – hier findest du alle wichtigen Informationen, um stressfrei ans Ziel zu kommen.
München plant den Verzicht auf unangekündigte Tests an Schulen. Ein positives Lernklima soll durch alternative Prüfungsformen gefördert werden.
Kurzfristig sperrt die Bahn eine Regionalstrecke in Oberbayern - und sorgt damit für Frust bei Pendlern, Schülern und Ausflüglern. Jetzt ist klar, wann Fahrgäste wieder auf Zugfahrten hoffen dürfen.
Mit einer Petition forderten Schülerinnen und Schüler die Abschaffung von unangekündigten Tests an bayerischen Schulen. Nun hat der zuständige Landtagsausschuss entschieden.
Zur Strecke gebracht durch Polizeischüsse und später auf dem Teller gelandet: Ein aggressiver Wels greift Badende an und gelangt tagelang in die Schlagzeilen. Nun gibt es einen weiteren Vorfall.
In Schwabing wurde eine 125-Kilo-Fliegerbombe entdeckt. Die Feuerwehr war im Einsatz, die Bombe wurde am Mittwochabend erfolgreich entschärft.
Im Sommer kann das Auto zur tödlichen Falle werden - bereits wenige Minuten im verschlossenen Auto können lebensgefährlich werden.
Landkreis München erhält das Kennzeichen "MU". Bald verfügbar für Autos, Lkw und Motorräder. Erfahre mehr über die Einführung!
Mitte Juni startet das beliebte Sommer Tollwood 2025 - neben tollen Musik-Acts gibt es wie immer viel zu entdecken. Wir sind mit unserer Sommerlounge und Headphone-Party auch wieder vor Ort.
DESK
Die ersten Spieltage der neuen Saison sind terminiert. Der FC Bayern ist häufiger an Abenden im Einsatz als üblicherweise.
Ein neuer KI-Stift kann Aufgaben scannen. Auf TikTok posten Schüler, wie sie mit dem neuen Stift bei Prüfungen spicken.
Edeka und Netto rufen mehrere Mineralwasser-Sorten zurück. Bakterien können Erbrechen und Durchfall verursachen. Diese Chargen sind betroffen!
Verzögert sich wieder alles? In einem neuen Video nennt ein Bahnsprecher erstmals 2039 als mögliches Fertigstellungsjahr für den Münchner Hauptbahnhof.
Surfen mitten in der Stadt: München bekommt eine zweite Surf-Welle! Die Dianabadschwelle wird offiziell freigegeben – Zaun weg, Einstieg gebaut. Söder schwärmt schon von Kalifornien-Feeling.
Eineinhalb Jahrzehnte lang hat Investor Ismaik bei 1860 München finanziell das Sagen - es ist eine Zeit voll Chaos und Streit. Nun verkauft der Jordanier seine «Löwen»-Anteile. Wird alles besser?
Lohnen sich die Rabatte der Amazon Prime Days in diesem Jahr? Hier findest du einen Überblick.