Wirtschaft
Was Trumps Zölle für Deutschland und die Welt bedeuten
Stand 03.04.25 - 15:52 Uhr
Trump setzt auf drastische Zölle für 185 Handelspartner weltweit. Damit steht die Welt an der Schwelle zu einem Handelskrieg. Was kommt auf den Handel, die deutsche Wirtschaft und Verbraucher zu?

©Foto: Evan Vucci/AP/dpa
Was hat Trump angekündigt?
Washington (dpa) – Wochenlang hat US-Präsident Donald Trump mit einem riesigen Zollpaket gedroht. Nun hat er seine Pläne präsentiert. Sie sind nicht nur komplex, sondern auch beispiellos in ihrem Umfang. Was sind die Folgen für die Weltwirtschaft, Deutschland und Verbraucher?
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Die USA belegen ab Samstag Einfuhren aus allen Ländern pauschal mit Zöllen von zehn Prozent. Zudem kündigte die US-Regierung einen komplexen Mechanismus an, der für viele Länder höhere Zölle vorsieht. Dieser wird ab 9. April gelten. Ein Berater Trumps bezeichnete diese Länder als «schlimmste Übeltäter». Gemeint sind solche, mit denen die USA nach Auffassung der Trump ein besonders großes Handelsdefizit haben.
Die Amerikaner sprechen an dieser Stelle von wechselseitigen Zöllen – also von einem Prinzip der Gegenseitigkeit. Viele Länder erschwerten den Import von US-Produkten, das könne man sich nicht länger bieten lassen. Washington bezieht sich dabei nicht nur auf Zölle, sondern auch Handelshemmnisse wie Subventionen, strenge Einfuhrvorgaben, Diebstahl geistigen Eigentums und Währungsmanipulation in ihre Kalkulation mit ein. Diese Barrieren seien «weit schlimmer» als die eigentlichen Zölle.
Die US-Regierung hat für jedes Land einen Prozentsatz ermittelt, der sowohl Zölle als auch andere Handelshemmnisse abbilden soll. Daraus leitet sich der entsprechende Zoll auf Importe aus diesen Ländern ab. Er ist je etwa halb so hoch, wie der von den Amerikanern ermittelte und schwer überprüfbare Wert. Warum nur die Hälfte? Trump sagt: «Wir sind gute Menschen.»
Was heißt das für Deutschland und die EU?
Für die EU heißt das, dass Exporte ihrer Mitgliedsländer in die USA ab kommender Woche mit einem Zoll von 20 Prozent belegt werden. Deutschland als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist in Trumps Zoll-Liste nicht einzeln aufgeführt, sondern fällt unter die Bestimmungen für die EU. «Europas schlimmster wirtschaftlicher Alptraum ist gerade wahr geworden», meint Carsten Brzeski, Chefökonom der Bank ING.
Trump kritisiert die EU nicht nur für höhere Zölle, er moniert auch die in Europa erhobene Mehrwertsteuer als bedeutende Handelsbarriere für US-Produkte. Das Argument ist fragwürdig, denn die Mehrwertsteuer wird für Produkte aus der EU gleichermaßen fällig. Die Amerikaner haben errechnet, dass die EU Zölle in Höhe von 39 Prozent auf US-Importe verhänge – dabei sollen alle Handelshemmnisse berücksichtigt sein. Wie genau die US-Regierung diesen Wert ermittelt hat, ist unklar.
Wie hoch sind die Zollhürden bisher?
Die EU gibt an, dass es aus technischen Gründen schwer sei, einen absoluten Wert zu ermitteln, da sich ein Durchschnitt auf sehr unterschiedliche Weise berechnen lasse. «Legt man jedoch den tatsächlichen Warenhandel zwischen der EU und den USA zugrunde, so liegt der durchschnittliche Zollsatz in der Praxis auf beiden Seiten bei etwa einem Prozent», betont die EU-Kommission.
Die Zollunterschiede mit der EU sehen Fachleute in den meisten Bereichen als eher klein an. Die große Ausnahme ist der Agrarsektor, wo die EU-Zölle teils deutlich höher sind als in den USA – insbesondere auf Milchprodukte, Fleisch, Zucker und Geflügel.
Dem Ifo-Institut zufolge beträgt die Zolldifferenz zwischen den USA und der EU im Schnitt nur 0,5 Prozentpunkte – im Vergleich mit der nun angekündigten Zollerhöhung von 20 Prozent. Mit «gegenseitig» habe das Vorgehen von Trump nichts zu tun.
Was kommt auf Verbraucher zu?
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erwartet immense wirtschaftliche Folgen. «Millionen von Menschen werden mit höheren Lebensmittelrechnungen konfrontiert sein. Medikamente werden teurer, ebenso der Transport. Die Inflation wird ansteigen. Und dies schadet vor allem den wirtschaftlich schwächsten Bürgern», erklärte sie.
Michael Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet, dass die neuen US-Zölle zu einer starken Inflation in den USA führen, nicht aber in Deutschland. «Selbst bei ähnlichen Gegenzöllen in Europa erwarte ich keinen starken Anstieg der Preise bei uns», sagte er der «Funke Mediengruppe».
Die deutsche Pharmabranche warnt vor Folgen für die Gesundheitsversorgung. Zwar sind Medikamente dem Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA) zufolge vom neuen US-Zollpaket ausgenommen. Darunter fielen allerdings Vorprodukte wie sterile Schläuche, die in der Arzneiproduktion gebraucht würden, sagte VFA-Chefvolkswirt Claus Michelsen.
- Anzeige -Deutschland importierte 2024 Pharmazeutika im Wert von 12,2 Milliarden Euro aus den USA sowie gut zwölf Prozent der Vorprodukte, so der VFA. Bei einem Handelskrieg könnten sich Vorprodukte stark verteuern oder zeitweise ganz fehlen, warnte Michelsen schon vor Wochen. «Damit würde die Arzneiproduktion in Deutschland unter Druck geraten mit Folgen für die Medikamentenversorgung und die Beschäftigten in der Pharmaproduktion.»
Was droht der deutschen Wirtschaft?
Deutschland ist als Exportnation von Trump Zolloffensive besonders betroffen. Die USA sind Deutschlands wichtiger Handelspartner vor China und den Niederlanden und größter Abnehmer deutscher Exporte. 2024 wurden Waren im Wert von rund 253 Milliarden Euro zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten gehandelt. Dabei lieferten deutsche Firmen Waren im Wert von gut 161 Milliarden Euro in die USA, gut zehn Prozent aller Exporte.
Das Ifo-Institut erwartet für die deutsche Wirtschaft «zunächst einen dauerhaften Rückgang des BIP um 0,3 Prozent», schreibt Handelsexpertin Lisandra Flach – wobei einige Schlüsselbranchen wie Pharma, Auto und Maschinenbau stärker betroffen seien. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer schätzt, dass die hohen US-Zölle das deutsche Bruttoinlandsprodukt über zwei Jahre insgesamt um ein halbes Prozent drücken. 2025 werde die Wirtschaft stagnieren.
DIW-Präsident Fratzscher meint dagegen, dass Trumps globales Zollpaket Deutschland 2025 erneut in die Rezession treiben dürfte. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat errechnet, dass die neuen Zusatzzölle Deutschland über die vierjährige Amtszeit von Trump rund 200 Milliarden Euro kosten könnten. Die Sorgen spiegeln sich an der Börse wider: Der Leitindex Dax gab am Donnerstag um über 500 Zähler oder gut zwei Prozentpunkte nach.
Wie geht es nun weiter?
Trump hat einen nationalen Notstand ausgerufen. Als Grund nennt die US-Regierung wirtschaftliche und sicherheitspolitische Risiken angesichts der Handelsdefizite mit anderen Ländern. Ein Trump-Berater machte klar, dass andere Länder nicht einfach niedrigere Zölle auf US-Importe ankündigen könnten, um Zollerleichterungen seitens der USA zu erreichen. Das Weiße Haus erklärt: «Die Zölle bleiben in Kraft, bis Präsident Trump feststellt, dass die durch das Handelsdefizit und die zugrunde liegende ungleiche Behandlung verursachte Bedrohung beseitigt, gelöst oder gemindert wurde.»
Wie reagiert die EU?
Die EU bereitet Gegenmaßnahmen vor, bleibt aber gesprächsbereit. «Wir finalisieren bereits das erste Maßnahmenpaket als Reaktion auf die Strafzölle und bereiten nun weitere Maßnahmen vor, um unsere Interessen und Unternehmen zu schützen, falls die Verhandlungen scheitern», sagt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Zugleich betont sie, es sei noch nicht zu spät für Verhandlungen und appelliert an die US-Seite, sich auf Gespräche einzulassen. Ziel müsse es sein, Handelshemmnisse abzubauen und nicht, sie zu erhöhen.
Neben Zollsenkungen auf Waren wie US-Autos gelten neue Abkommen als Option. Nach Einschätzung der EU-Kommission könnten die EU und Trump etwa einen neuen Deal zum Ausbau amerikanischer Exporte von Flüssiggas (LNG) schließen. «Wir bekommen immer noch viel LNG aus Russland, warum also nicht stattdessen amerikanisches LNG einsetzen, das günstiger für uns ist und unsere Energiepreise senkt», sagte von der Leyen bereits im vergangenen Jahr. Zudem wäre es möglich, mehr Militärtechnik und Agrargüter aus den USA zu importieren.
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