Coronavirus in Deutschland
Anti-Baby-Pille vs. Astrazeneca: Was ist dran an dem Vergleich?
Stand 18.03.21 - 12:15 Uhr
0
Nach dem vorläufigen Stopp des Corona-Impfstoffs Astrazeneca, wegen Thrombosen als mögliche Nebenwirkung, trifft man im Internet immer wieder auf Vergleiche zwischen dem Impfstoff und der Anti-Baby-Pille. Was ist dran an dem Vergleich?

© Foto: shutterstock
Ist die Anti-Baby-Pille gefährlicher als der Corona-Impfstoff von Astrazeneca?
Deutschland hat die Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca vorerst ausgesetzt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach am Montag von einer «reinen Vorsichtsmaßnahme», um gesundheitliche Komplikationen in seltenen Fällen wissenschaftlich zu überprüfen.
- Anzeige -Wiesn-Tisch gefällig?
Alle Abonnenten des 95.5 Charivari Newsletters haben die Chance auf einen exklusiven Wiesn-Tisch - mit Essen, Trinken & Fahrgeschäften inklusive. Einfach noch bis 30.09.2025 anmelden - alle Empfänger nehmen automatisch teil!
Den vorläufigen Stopp empfohlen hatte das zuständige Paul-Ehrlich-Institut. Bei der Analyse neuer Daten sehe man eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Thrombosen in Hirnvenen sowie ein Mangel an Blutplättchen.
Die Daten werden von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) weiter analysiert und bewertet. Eine Entscheidung könnte noch heute fallen.
Was ist eine Sinusvenenthrombose und ein Mangel an Blutplättchen?
Bei Sinusvenenthrombosen kommt es zu einem Verschluss bestimmter Venen im Gehirn durch Blutgerinnsel. Zentrales Symptom sind Kopfschmerzen. Daneben können Erkrankte etwa epileptische Anfälle, Lähmungen oder Sprachstörungen bekommen.
Ein Mangel an Blutplättchen wiederum führt zu einer erhöhten Blutungsneigung. Als Symptome treten punktförmige Einblutungen in die Haut oder Schleimhäute auf, gelegentlich auch starkes Nasenbluten.
- Anzeige -Im Internet taucht der Vergleich zwischen Anti-Baby-Pille und Astrazeneca auf – was ist dran?
Im Internet sind Informationen aufgetaucht, dass von einer Million Frauen, die die Anti-Baby-Pille nehmen, 1.100 eine Thrombose bekommen. Demgegenüber stünden sechs Thrombosefälle bei einer Million mit Astrazeneca-Geimpften.
Achtung: es kommt auf die Wirkstoffe der einzelnen Anti-Baby-Pillen an. Nimmt man alle verfügbaren Daten lässt sich vereinfacht sagen: Ohne die Pille bekommen ungefähr 200 von 1.000.000 Frauen pro Jahr eine Thrombose, mit Pille sind es 500-1.100 Frauen von 1.000.000. Aber Thrombose ist nicht gleich Thrombose.
Vergleich von Anti-Baby-Pille und Astrazeneca – Thrombose ist nicht gleich Thrombose
Und auch mit dieser Zahl zeigt der Vergleich von Anti-Baby-Pille und Astrazeneca erst die halbe Wahrheit. Denn: Bei den jetzt im Zusammenhang mit Astrazeneca untersuchten Fällen handelt es sich um spezielle Thrombosen, den sogenannten Sinusvenenthrombosen. Diese treten im Gehirn, genauer in den Sinusvenen, auf und können zu einem Schlaganfall führen.
Das kann auch als eine Nebenwirkung der Anti-Baby-Pille auftreten, allerdings nur extrem selten. Die meisten Thrombosen entstehen anderswo im Körper. Und eine Thrombose im Bein ist in der Regel weniger gefährlich als im Gehirn.
"Eine ähnliche Anzahl von Sinusvenenthrombosen, wie nach der Astrazeneca-Impfung, also nach 1,6 Millionen Impfungen 7 Sinusvenenthrombosen, ist bei Verwendung der hormonellen Verhütung mit der kombinierten Antibabypille nicht bekannt." sagt der Berufsverband der Frauenärzte.
- Anzeige -Warum wird der Corona-Impfstoff gestoppt, die Anti-Baby-Pille aber nicht?
Das hat vor allem rechtliche Gründe. Bei der Anti-Baby-Pille seien Thrombosen als sehr seltene Nebenwirkung bekannt. Der Punkt bei diesem Vergleich sei aber, dass diese Nebenwirkung bei der verschreibungspflichtigen Pille explizit in der Patienteninformation aufgeführt werde. Jede Frau müsse von der verordnenden Ärztin oder dem verordnenden Arzt über dieses Risiko aufgeklärt werden.
Beim Impfstoff hingegen sei die Sinusvenenthrombose mit begleitendem Blutplättchenmangel bisher nicht in der Patienteninformation aufgeführt.
Was begünstigt das Risiko einer Thrombose?
Experten schätzen das Risiko für Thrombose-Erkrankungen generell als hoch ein, unabhängig von Impfungen. Die Faktoren die eine Erkrankung begünstigen sind beispielsweise Rauchen, Übergewicht, Flüssigkeitsmangel, eine Schwangerschaft oder aber die Einnahme der Antibabypille.
Je mehr dieser Risikofaktoren zutreffen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose.
- Anzeige -Kombination von Anti-Baby-Pille und Astrazeneca besonders gefährlich?
Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Frank Bergmann, hält künftig auch eine eingeschränkte Zulassung für den Astrazeneca-Impfstoff für möglich. «Die Experten prüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen Einnahme von Verhütungsmitteln, Rauchen und Impfen gibt. Möglicherweise haben sich hier Risiken potenziert. Dann könnte es vielleicht eine Zulassung mit Einschränkungen geben – etwa nur für bestimmte Altersgruppen oder beispielsweise ohne gleichzeitige Nutzung der Pille», sagte Bergmann.
Wen betreffen die aufgetretene Thrombosen nach der Corona-Impfung?
Die sieben Fällen betrafen Menschen zwischen etwa 20 und 50 Jahren. Sechs davon hätten eine sogenannte Sinusvenenthrombose gehabt, alles Frauen in jüngerem bis mittlerem Alter.
Ein weiterer Fall mit Hirnblutungen bei Mangel an Blutplättchen sei medizinisch sehr vergleichbar gewesen. «Alle Fälle traten zwischen 4 und 16 Tagen nach der Impfung mit dem Covid-19-Impfstoff Astrazeneca auf», hieß es vom Paul-Ehrlich-Institut. Drei der sieben Betroffenen seien verstorben.
- Anzeige -Von den schwerwiegenden Hirnvenenthrombosen mit Blutplättchenmangel sei nicht die Altersgruppe betroffen, die ein hohes Risiko für einen schweren oder tödlichen Covid-19-Verlauf habe. Betroffen seien nicht Senioren, sondern Menschen in jüngerem bis mittlerem Alter.
Alle zur Einschätzung herangezogenen Expertinnen und Experten seien einstimmig der Meinung gewesen, dass hier ein Muster zu erkennen und ein Zusammenhang der gemeldeten Erkrankungen mit der Astrazeneca-Impfung «nicht unplausibel» ist, hieß es vom PEI.
Die Zahl der Fälle nach einer solchen Impfung ist demnach statistisch signifikant höher als die Anzahl von Hirnvenenthrombosen, die normalerweise in der Bevölkerung ohne Impfung auftreten: «Etwa ein Fall wäre zu erwarten gewesen, sieben Fälle waren gemeldet worden.»
Bleib immer bestens informiert!
Mit unserem kostenlosen 95.5 Charivari-Newsletter verpasst du keine Highlights mehr. Von Top-Konzerten über exklusive Gewinnspiele bis hin zu Einblicken in Larissa Lannert live - wir liefern dir wöchentlich alles Wichtige direkt in dein Postfach.
Mehr Beiträge und Themen
Wenn bald das neue Jugendwort verkündet wird, dürfte es wieder das eine oder andere fragende Gesicht geben. Welche Redewendung wird dieses Jahr gewinnen?
KI trifft Wiesn: Die Medienhäuser testen mit dem BreznBot neue Wege im Journalismus. Was steckt hinter dem digitalen Helfer zum größten Volksfest der Welt?
In den europäischen Nachbarländern sind zahlreiche Streiks im Verkehr angekündigt. Hier erfährst du, wo gestreikt wird.
Am Sonntag zeigt sich der Mond in Bayern als rötlich-brauner «Blutmond». Wo und wann das Himmelsspektakel am besten zu sehen ist – und was das Wetter dazu sagt.
Die Steuererklärung kostet viele Bürger Zeit und Nerven. Was, wenn dies quasi automatisch und per App ginge, mit nur einem Klick? Bayerns Finanzminister will, dass das bald Realität wird - bundesweit.
Wo ihr in den letzten Ferientagen noch Zeit mit euren Kindern verbringen könnt und dabei auch noch Spaß habt, erfahrt ihr hier.
Am Samstag lässt der Glasfaseranbieter „M-net“ 150 Drohnen in den Münchner Nachthimmel aufsteigen - über der Isar für alle zu sehen.
Der berühmte Modedesigner Giorgio Armani ist im Alter von 91 Jahren im Kreise seiner Familie verstorben.
Am 3. Dezember 2025 kommt Ed Sheeran für eine exklusive Arena-Show in die Olympiahalle. Wie du an Presale- und VVK-Tickets kommst, liest du hier.
Der perfekte Tag im sonnigen München? Hier erfahrt ihr, an welchen Orten ihr die letzten Sommertage genießen könnt.
DESK
Zwischen dem Kreuz Nord und Fröttmaning Süd geht aktuell nichts mehr: Aktivisten protestieren gegen die IAA und sorgen für eine Vollsperrung der A9. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort.
Abkühlung für die Vierbeiner: am Ende der regulären Badesaison werden in München auch in diesem Jahr Badetage für Hunde stattfinden. Im Ungerer- und Dantebad können sich Fiffi und Co. abkühlen.
Beim bayernweiten Warntag schrillen am Donnerstag, 11. September 2025, um 11.00 Uhr die Handys sowie öffentliche Sirenen und Lautsprecheranlagen. Die Behörden testen Systeme, die im Notfall vor Katastrophen warnen sollen.
Künftig soll es mit nur ein paar Klicks erleichtert werden, Online-Einkäufe zu widerrufen. Damit will die Bundesregierung Verbraucher beim Online-Handel schützen.
Die bayrische Landeshauptstadt soll eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Verbreitung selbstfahrender Autos in Europa spielen.
In Planung ist ein Pilotenprojekt, welches in der Innenstadt einen Fußgängerüberweg sichtbarer und sicherer machen soll.
Der VDA verlängert den Vertrag mit der Messe München. Auch 2027 wird die IAA Mobility in der bayerischen Landeshauptstadt stattfinden.